Zu den vielen Rückblicken auf das Jahr 2002 soll sich auch eine
      Rückschau auf das Wetter reihen. Wie war das Wetter im vergangenen
      Jahr - wer erinnert sich?
      In Balingen-Heselwangen (573 Meter über dem Meer), dem Sitz der
      meteorologischen Station, liegen Beobachtungswerte über den
      Temperaturverlauf und Niederschlagsgang seit 1979 und für den
      Sonnenschein seit 1990 vor. Danach war es im Durchschnitt der
      vorausgegangenen 23 Jahre (1979 - 2001) übers Jahr durchschnittlich
      8,4 Grad Celsius warm und an Niederschlag (Regen, Schnee, Hagel usw.)
      fielen zusammengerechnet durchschnittlich rund 900 Liter (genau 885,6
      Liter) auf jeden Quadratmeter Erdboden bei der Messstation. Im
      Durchschnitt der Jahre 1990 - 2001 schien die Sonne überm
      Kreisgebiet 1759,2 Stunden.
    
Das Jahr 2002 weist dagegen eine Jahresdurchschnittstemperatur von 9,5 Grad Celsius und eine Niederschlagssumme von 1120,1 Liter pro Quadratmeter aus. Die Sonne schien im so eben zu Ende gegangenen Jahr 1749,5 Stunden. So gesehen und verglichen fiel das Jahr 2002 wiederum zu warm doch viel zu nass und gerinfügig sonnenscheinärmer als üblich aus.
In der Darstellung der Wetterelemente Temperatur, Niederschlag und Sonnenschein in Form einer Graphik wird augenfällig deutlich, dass insbesonders der Februar, der Juni, der November und Dezember viel zu warm ausfielen. Der Winter 2001/2002 hatte nur im Dezember 2001 seinen Namen verdient. Insgesamt schneite es nur an 8 Tagen und aller Neuschnee zusammen-gezählt ergibt auch nur eine Neuschneesumme von 16 cm. Das Frühjahr war durchwachsen, reichlich Niederschlag gabs im Mai. In der Temperatur waren die Frühlingsmonate in etwa dem Durchschnitt entsprechend, der Sonnenschein im März und April überdurchschnittlich.
      Auch wenn man es nicht glauben will, mit dem Sommer 2002 konnte man im
      gesamten gesehen zufrieden sein. Insbesonders der Juni trug zu einer
      positiven Bilanz bei. Dieser Monat brachte mit dem 18. Juni den
      heißesten Tag des Jahres mit 34,7 Grad hervor. Im Juli und August
      schien die Sonne weniger als üblich, Diese Monate waren
      temperaturmäßig dem Durchschnitt entsprechend aber viel zu
      nass. Der August brachte gar eine Jahrtausendflut zustande, die uns aber
      nur streifte. Abgesehen von dem Unwetter am letzten Julitag, blieb unser
      Kreisgebiet auch weitgehendst von schlimmen Sommergewittern
      verschont.
      Die Herbstmonate September bis November fielen allesamt zu nass aus. Der
      September war zu kalt und brachte ersten Schnee, der Oktober in der
      Temperatur fast dem Durchschnitt entsprechend und der November wiederum
      zu warm. Ebenfalls zu warm war der nachfolgende Dezember - von Winter
      keine Spur und somit wieder mal grünen Weihnachten.
    
      Doch was waren nun die besonderen Wettererscheinungen in den
      einzelnen Monaten des Jahres 2002?
      Die in Klammern gesetzten Werte geben die Monatsdurchschnittswerte bzw.
      Monatssummen in der Reihenfolge: Temperatur/Niederschlag/
      Sonnenscheindauer in Stunden an.
    
      Januar
      Von minus 13,3 Grad bis plus 18,0 Grad reichte die Temperaturspanne im
      Januar 2002 und der 4. Januar war mit seinen minus 13,3 Grad der
      kälteste Tag des Monats und des ganzen Jahres 2002. Eine
      geschlossene Schneedecke überzog bis zur Monatsmitte das
      Kreisgebiet. Doch außer ein paar Flocken fiel kein Schnee im ganzen
      Monat. Dafür war der Januar der sonnenscheinreichste seit 1990
      gerechnet.
      ( + 0,4° C /10,4 Liter/m² / 127,7 Stunden)
    
      Februar
      Auch im Februar geizte der Winter mit seiner Pracht. Erst im letzten
      Monatsdrittel gab es zeitweilig etwas Schnee. In die Wetterstatistik ging
      der Februar als ungewöhnlich warmer und stürmischer Monat ein.
      20 Grad zeigte das Thermometer am 3. Februar an. Krokusse und
      Schneeglöckchen blühten zu jener Zeit auf, und die ersten
      Bienen suchten nach frischer Nahrung.
      ( +4,8° C /52,6 Liter/m² / 67,4 Stunden)
    
      März
      Grünendes Gras, aufblühende Blumen und Bäume - die Natur
      zeigte es allenthalben: Für die Jahreszeit war es zu warm. Richtig
      kalt mit Frost war es nur kurzeitig um den 4. und 26. März. Die
      letzten Märztage waren wiederum frühlingshaft; es gab
      grüne und liebliche Ostern, wobei der Karfreitag, 29. März, mit
      11,6 Stunden ununterbrochenem Sonnenschein und einem Tageshöchstwert
      von 17,2 Grad wohl der schönste Tag des ganzen Monats war.
      ( + 5,2 ° C /63,2 Liter/m² / 178,4 Stunden)
    
      April
      Seinem Ruf, ein wetterwenderischer Monat zu sein, wurde der April im Jahr
      2002 nur teilweise gerecht. Im Großen und Ganzen war er nicht
      launischer als andere Monate, er zeigte eine sonnige aber auch windige
      Seite und war etwas wärmer und trockener als üblich.
      ( + 7,8 ° C /51,5 Liter/m² / 196,4 Stunden)
    
      Mai
      Der Mai war gerade mal durchschnittlich warm aber sehr nass und
      sonnenscheinarm. An Christi Himmelfahrt, 9. Mai, wurde der erste
      Sommertag des Jahres mit 25,7 Grad Celsius registriert. Die Eisheiligen
      waren harmlos und auch ansonsten keine Spur von den gefürchteten
      Nachtfrösten. Frühsommerliche Wärme hielt sich jeweils nur
      kurz, vermehrt regnete es, und es gab 13 Regentage. Auch an Pfingsten,
      19. Mai, ließ sich die Sonne kaum blicken.
      ( + 12,4 ° C /154,9 Liter/m² / 181,1 Stunden)
    
      Juni
      Der Juni bescherte uns einen seltenen Sommermonat. Er war der
      wärmste Monat des Jahres und brachte schon 13 Sommertage mit 25 Grad
      Celsius hervor. An 4 Tagen kletterte das Thermometer gar auf über 30
      Grad Celsius. Dienstag, 18. Juni, war mit 34,7 Grad der wärmste Tag
      des Monats und des ganzen Jahres 2002. Zudem bescherte uns der Juni
      reichlich Sonnenschein.
      ( + 18,5° C /73,3 Liter/m² / 268,2 Stunden)
    
      Juli
      Der Juli war besonders im zweiten Drittel zu kalt, zu nass und zu dunkel.
      Sommerlich warm, mit reichlich Sonne aber auch mit Gewittern wurde der
      Monat erst dem Monatsende zu. Im Rahmen eines eigentlich leichten
      Gewitters ging in den Abendstunden des 31. Juli ein heftiger Regenschauer
      nieder, der im Kreisgebiet zum Teil erhebliche Schäden verursachte.
      52,2 Liter zeigte der Regenmesser an der Messstelle nach Ende des Regens
      an.
      ( + 17,1 ° C /161,9 Liter/m² / 205,3 Stunden)
    
      August
      Der Witterungsverlauf im August 2002 schrieb Wettergeschichte. Der Regen
      um den 10. des Monats verursachte eine Jahrhundertflut, die insbesonders
      entlang von Donau, Elbe und Moldau wütete. Allein in Deutschland
      waren danach 21 Tote zu beklagen und der geschätzte Schaden
      beträgt um die 20 Milliarden Euro. Auch die bisherigen Regenrekorde
      in Deutschland wurden gebrochen. In Zinnwald im Erzgebirge fielen
      innerhalb von 24 Stunden am 12. August 312 Liter je Quadratmeter. Bisher
      nahm die Gemeinde Stein Landkreis Rosenheim mit 260 l/m² aus dem
      Juli 1954 diesen Rekord in Anspruch.
      
      Auch unseren Landkreis streifte der großen Regen. Doch alles in
      allem waren wir weit weniger betroffen und die Schäden
      beschränkten sich im wesentlichen auf einzelne überflutete
      Keller und Straßen. Trotzdem - Wasser gabs genug im August. Nachdem
      am letzten Julitag allein 52,2 Liter je Quadratmeter an der Messstelle
      niedergingen, wollte der August dem noch eines draufsetzen. Mit Ausnahme
      am 5. August regnete es bis zum 15. August an jedem Tag. Manchmal waren
      es nur ein paar Tropfen, dann wieder um die 5 l/m² - kurzum der
      Boden konnte sich nicht abtrocknen und somit auch die anstehende
      Getreideernte nicht beginnen. Den Höhepunkt an der Regenfront
      brachte dann das Wochenende 10./11. August 2002. Die Tiefdruckgebiete
      "Inge" und "Ilse" schaufelten riesige Mengen mit Feuchtigkeit
      gesättigter Luft nach Süddeutschland, die sich dann dort im
      Mischungsprozess mit kühlerer Luft entleerten. 19,6 Liter/m² am
      Freitag, 9. August, 65,1 Liter/m² tags darauf, und am Sonntag kamen
      nochmals 12,1 Liter dazu. Alles in allem hatte es dann bis zur
      Monatsmitte schon 118,7 Liter geregnet - das sind oder waren rund 150
      Prozent von dem was es ansonsten im ganzen Monat August regnet. Der viele
      Regen verhinderte auch, dass der August ein heißer Sommermonat
      wurde. Zwar war er insgesamt betrachtet nicht zu kalt - sondern mit einer
      Durchschnittstemperatur von 17,1 Grad exakt dem Durchschnitt der
      vorausgegangenen 23 Jahre entsprechend.
      ( + 17,1 ° C /127,8 Liter/m² / 177,2 Stunden)
    
      September
      Vier Zentimeter Neuschnee am 25.September - in diesen Mengen und auf
      unserer Höhe - wann hat es dies je gegeben? Die Wetterämter
      meldeten den frühesten Schneefall der Nachkriegszeit und manche
      Wetterämter gar seit Beginn ihrer Aufzeichnungen. Ohne Frage war es
      auch an der Balinger Wetterstation der früheste Wintereinbruch seit
      1979. Bisher nahm dort der 6. Oktober 1982 für sich in Anspruch, den
      ersten Schnee gebracht zu haben.
      Doch auch bei einem weiteren Wetterelement trumpfte der September auf. Er
      ist der nässeste mindestens seit 1979 und ließ auch noch seine
      regenreichen Vormonate Juli und August hinter sich zurück. Im
      gesamten gesehen war der Monat zu kalt und brachte den ersten
      Frost.
      ( + 11,6 ° C /179,4 Liter/m² / 150,7 Stunden)
    
      Oktober
      Der Oktober 2002 zeigte sich im Witterungsverlauf als verregneter und
      windiger Geselle. In der Mitteltemperatur glich er sich dem Durchschnitt
      an, die Sonne versteckte sich aber häufiger hinter den Wolken als
      üblich. Insgesamt hat es im Oktober an 22 von 31 Tagen geregnet, so
      ist es auch nicht verwunderlich, dass sich die Sonne durchschnittlich nur
      3,4 Stunden lang täglich blicken ließ.
      ( + 9,1 ° C / 104,6 Liter/m² / 106,7 Stunden)
    
      November
      In der Kurzform lässt sich das Novemberwetter des Jahres 2002 als
      warm, trübe, verregnet und sonnenscheinarm beschreiben. Der Monat
      war mit einer Mitteltemperatur von plus 6,5 Grad um rund 3 Grad
      wärmer als üblich und war nach dem November von 1994, der eine
      Mitteltemperatur von 7,3 Grad auswies, der zweitwärmste November im
      Beobachtungszeitraum seit 1979. Auch beim Regen gesellt sich der
      diesjährige November zu den Spitzenreitern.
      ( + 6,5 ° C /102,9 Liter/m² / 45,4 Stunden)
    
      Dezember
      Auf und ab ging es mit der Temperatur im Dezember. Die Temperaturspanne
      reichte von minus 9,0 Grad bis plus 12,8 Grad. Letztendlich und im
      gesamten gesehen war der Dezember wiederum zu warm. Weihnachten war im
      Gegensatz zu 2001 mild und grün mit plus 9,6 Grad an Heilig Abend
      (Der kälteste Tag des Dezembers und des ganzen Jahres 2001 war
      Heiligabend mit dem Tiefstwert von minus18,3 Grad Celsius). Das Jahr 2002
      endete mit einem wolkenverhangenen Himmel und plus 4 Grad um
      Mitternacht.
      (3,2° C / 37,6 Liter/m² / 50,5 Stunden)
    
      Die in Klammern gesetzten Werte geben die Durchschnittswerte aus den
      Jahren 1979 - 2001 an bzw. beziehen sie sich auf das angegebene
      Jahr.
      Die Jahresmitteltemperatur des Jahres 2002 betrug 9,5 (8,4) Grad Celsius
      und an Niederschlag fielen 1120,1 (885,6) Liter auf jeden Quadratmeter an
      der Messstelle. In der Summe hatte das vergangene Jahr 136 (130,3)
      Regentage, das sind Tage, an denen es einen und mehr als einen Liter pro
      Quadratmeter geregnet bzw. geschneit hat. Die größte
      Regenmenge innerhalb 24 Stunden fiel an der Messstelle am 10. August mit
      65,1 (45,3) Liter/Quadratmeter. Der Wind frischte das Jahr über an
      97 (104) Tagen bis mindestens zur Windstärke sechs (39 km/h und
      mehr) auf, und an 21 (25,6) Tagen wurden Nah- oder Ferngewitter
      registriert. Nebel gab es nur an 24 (32,7) Tagen, und die Sonne schien am
      Beobachtungsort 1749,5 Stunden lang. Im Durchschnitt der vorausgegangenen
      zwölf Jahre waren es 1759,2 Stunden. Nach einer vorsichtigen
      Hochrechnung können aber rund 50 Stunden zur Jahressumme addiert
      werden, die an der Station fehlen, weil durch den Schatten der Berge der
      Sonnenaufgang an der Station verzögert wird bzw. der Sonnenuntergang
      früher eintritt.
      Frost gab es 2002 an 72 (100,3) Tagen und Eistage, an denen es
      ganztägig unter Null Grad bleibt, wurden nur 7 (20,9) gezählt.
      Der kälteste Tag vom ganzen Jahr 2002 war der 4. Januar, mit minus
      13,3 (-16,1) Grad Celsius und die frostfreie Zeit dauerte vom 17. April
      bis zum 28. September - also 164 (165,8) Tage. Geschneit hat es im ganzen
      Jahr 2002 nur an 8 (40,3) Tagen und eine geschlossene Schneedecke lag
      auch nur an 16 (39) Tagen. Zählt man allen gefallenen Schnee
      zusammen, so kommt man auf eine Neuschneesumme von nur 16 cm (86) cm. Die
      mächtigste Schneedecke lag im Jahr 2002 auf Stationshöhe am 24.
      Februar mit "mageren" 9 cm.
      Sommertage (25,0 und mehr Grad) kamen 33 (31,8) zusammen, davon steuerte
      der Mai 5, der Juni stolze 13, der Juli 11 und der August 9 bei.
      Heiße Tage (30,0 und mehr Grad) wurden 4 (5,8) gezählt, wobei
      der Juni alle 4 beisteuerte.. Der wärmste Tag vom ganzen Jahr 2002
      war Dienstag, 18. Juni, mit 34,7 (32,7) Grad Celsius.
    
Alle angeführten Werte wurden in Balingen-Heselwangen, 573 Meter über dem Meer, registriert.
Karl-Heinz Jetter