Karl-Heinz Jetter      Balingen-Heselwangen, 03. Januar 2001

Witterungsverlauf im Jahr 2000

Zu den vielen Rückblicken auf das Jahr 2000 soll sich auch eine Rückschau auf das Wetter reihen. Wie war das Wetter im vergangenen Jahr - wer erinnert sich? Um es vorwegzunehmen: Das Jahr 2000 war mit einer Mitteltemperatur von plus 9,8 Grad Celsius das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen.

In Balingen-Heselwangen (573 Meter über dem Meer), dem Sitz der meteorologischen Station, liegen Beobachtungswerte über den Temperaturverlauf und Niederschlagsgang seit 1979 und für den Sonnenschein seit 1990 vor. Danach war es im Durchschnitt der vorausgegangenen 21 Jahre (1979 - 1999) übers Jahr durchschnittlich 8,3 Grad Celsius warm und an Niederschlag (Regen, Schnee, Hagel usw.) fielen zusammengerechnet durchschnittlich rund 900 Liter (genau 886,4 Liter) auf jeden Quadratmeter Erdboden bei der Messstation. Im Durchschnitt der Jahre 1990 - 1999 schien die Sonne überm Kreisgebiet 1761,3 Stunden. Das Jahr 2000 weist dagegen eine Jahresdurchschnittstemperatur von 9,8 Grad Celsius und eine Niederschlagssumme von 845,2 Liter pro Quadratmeter aus. Die Sonne schien im so eben zu Ende gegangenen Jahr 1763,7 Stunden. Im Vergleich mit den Mittelwerten aus den Vorjahren erbrachten somit die Wolken von 2000 nicht ganz das Niederschlagssoll, die Sonnenscheindauer entsprach ziemlich genau dem Mittelwert - aber die Temperatur dagegen liegt merkenswert zu hoch und muss einen nachdenklich stimmen.

In der Darstellung der Wetterelemente Temperatur, Niederschlag und Sonnenschein in Form einer Graphik wird augenfällig deutlich, dass im Jahr 2000 zehn von 12 Monaten zu warm ausfielen. Lediglich der Januar und der Juli waren etwas kälter als üblich. Deutlich wärmer dagegen waren insbesonders der Februar, der April, der Juni, der November und der Dezember. Ganz deutlich sind auch die Unterschiede in der Niederschlagsverteilung übers Jahr zu erkennen. Die Hälfte der Monate des Jahres waren zu feucht, die andere Hälfte zu trocken. Besonders trocken fielen der Juni und der Dezember aus. Der Juni hält auch den Rekord an Sonnenscheinstunden. 285,1 Stunden gegenüber dem Durchschnittswert von 196,9 Stunden. Da verblassen selbst die an sich sonnenscheinreichen Sommermonate Juli und August mit 198,2 bzw. 241,7 Stunden im Jahr 2000.

Doch was waren nun die besonderen Wettererscheinungen in den einzelnen Monaten des Jahres 2000?

Die in Klammern gesetzten Werte geben die Monatsdurchschnittswerte bzw. Monatssummen in der Reihenfolge: Temperatur/Niederschlag/ Sonnenscheindauer in Stunden an.

Januar: Im Rückblick enttäuschte der Winter 99/00 zum Jahresanfang. Eine dünne durchlöcherte Schneedecke überzog unser Kreisgebiet. Um "Heilige drei König" war es bis zu plus 10,5 Grad warm. Inversionswetterlagen um die Monatsmitte bescherten höherliegenden Gebieten eitel Sonnenschein, den Tälern dagegen Nebel. Frau Holle schüttelte ihre Betten erst wieder im letzten Monatsdrittel kräftiger und Väterchen Frost gesellte sich dazu. Minus 18,3 Grad Celsius wurden am Dienstag, 25. Januar registriert.
( - 0,5° C /36,0 Liter/m² / 78,2 Stunden)

Februar: Nur an vier von 29 Tagen gab es im Februar eine geschlossene Schneedecke. Es wurde auch kein Eistag (ganztägig unter Null Grad) registriert. Dafür hat es an 22 von 29 Tagen geregnet. Zum Monatsende stieg die Temperatur bis auf 17,3 Grad an. Fazit: Der Winter 99/00 war keiner.
( +3,9° C /73,1 Liter/m² / 79,2 Stunden)

März: Auf einen zu milden Februar folgte ein zu milder März. Noch knackig kalte Tage fehlten in diesem Monat gänzlich. Zum astronomischen Frühlingsanfang (22. März) war es mit 17,7 Grad am wärmsten. Mit dem 30. März endete auch der Schneefall und der Winter verabschiedete sich in tieferen Lagen.
( + 4,5 ° C /78,0 Liter/m² / 110,7 Stunden)

April: Bereits drei Sommertage (=< 25° C) gab es in diesem Monat. Sommertage sind eine Seltenheit in einem Frühlingsmonat. Die noch vier registrierten Frosttage waren alle im ersten Monatsdrittel. Nach mittelprächtigem Wetter zur Monatsmitte kam der Osterhase am Ostersamstag, 22. April, ins Schwitzen. 25,9° Celsius zeigte das Thermometer an diesem Tag als Maximumtemperatur an.
( + 9,9 ° C /48,1 Liter/m² / 173,3 Stunden)

Mai: Der Mai verlief in umgekehrter Reihenfolge wie der April. Erst sommerliche Hitze mit bis zu 27,6 Grad (11.Mai) und "Schweißheiligen" anstatt "Eisheiligen". Doch dann besann sich der Monat wieder eines anderen und schwenkte auf "normale" Werte ein, um sich dann relativ kühl in den Juni zu verabschieden. Dienstag, 30. Mai, war ein besonderer Tag. Bis dahin war der Mai unter seinem Niederschlagssoll. Doch an diesem Tag überquerte ein Starkregengebiet Baden-Württemberg und ließ allein 64,1 Liter auf jeden Quadratmeter an der Messstelle fallen. Fazit: Der Frühling 2000 war ebenso wie seine einzelnen Monate deutlich zu warm.
( + 14,0 ° C /135,5 Liter/m² / 198,5 Stunden)

Juni: Der Juni war witterungsmäßig ein außergewöhnlicher Monat - und dies, sowohl, was die Temperaturen anbelangt , als auch die Sonnenscheindauer und die Niederschlagsarmut: Bei allem nimmt dieser Monat den Spitzenwert ein - und dies wiederum mindestens seit Beginn der regelmäßigen Wetteraufzeichnungen für Balingen im Jahr 1979. Mit einer Mitteltemperatur von 17, 5 Grad war der Juni 2000 um 2,6 Grad gegenüber seinem Durchschnittswert (aus den Jahren 1979 - 1999) wärmer und mit nur 20 Litern Regen pro Quadratmeter um 86,7 Liter trockener als üblich. Zu diesen Rekorden hat eine Sonnenscheindauer von 285,1 Stunden beigetragen, die ebenfalls um 88,2 Stunden über dem Mittelwert von 196,9 Stunden liegt. Den ersten "Heißen Tag (=>30 Grad) gab es am Montag, 19. Juni, mit 31,1 Grad. Einen Tag später (kurz vor dem astronomischen Sommerbeginn) wurden die höchste Temperatur des ganzen Jahres mit 32,3 Grad registriert.
( + 17,5° C /20,0 Liter/m² / 285,1 Stunden)

Juli: Nach fünf aufeinander folgenden zu warmen Monaten tanzte der Juli aus der Reihe. Insgesamt gesehen war dieser Monat zu kalt, zu nass und zu dunkel. Startschwierigkeiten in den Sommer setzten schon kurz nach Monatsbeginn ein. Insgesamt regnete es an 21 von 31 Tagen.
( + 15,3 ° C /118,8 Liter/m² / 198,2 Stunden)

August: Was der Juli am Sommer 2000 versäumte, machte der August wieder gut. Endlich konnten die Kinder im Ferienmonat auch bei uns zum Baden gehen. Trotzdem: Aufgrund einiger heftiger Regengüsse wurde das Niederschlagsoll dieses Monats übertroffen. Fazit: Trotz eines kühlen und verregneten Julis war der Sommer 2000 etwas besser als der Durchschnitt.
( + 18,1 ° C /104,7 Liter/m² / 241,7 Stunden)

September: Mit dem September beginnen meteorologisch die herbstlichen Tage. In diesem Jahr war er wirklich herbstlich. Trotzdem war auch dieser Monat etwas wärmer als üblich. Die Wärme holte sich der September aber erst um die Monatsmitte. Davor und danach fiel er buchstäblich ins Wasser. Häufig gab auch noch über neun Stunden Sonnenschein am Tag,, was dann den in diesem Jahr reichlich gebenden Äpfeln und Birnen noch einen Schub Süße bescherte.
( + 14,0 ° C /98,2 Liter/m² / 165,8 Stunden)

Oktober: Es gab keinen goldenen Oktober 2000. Trotzdem war dieser Monat auch wiederum zu warm. Er brachte aber auch den ersten Frost (8. Oktober) nach dem Sommer. Abgesehen vom Temperaturüberschuss war der Monat insgesamt gesehen zu trocken und zu dunkel.
( + 9,9 ° C / 55,5 Liter/m² / 85,8 Stunden)

November: Eher frühlingshaft als winterlich wurde der November empfunden. Das Monatsmittel lag um rund drei Grad über seinem Mittel, und der wärmste Tag wurde mit 15,6 Grad am Monatsletzten gemessen. Zum Monatsanfang fegte ein Sturm über Westeuropa hinweg, der uns aber weitgehendst verschonte. Obwohl es im November 10 Regentage gab, war der Monat insgesamt trockener als üblich. Fazit: Auch der Herbst war zu warm.
( + 6,2 ° C /48,9 Liter/m² / 80,9 Stunden)

Dezember: Auch wenn sich der Dezember zum Monatsende hin winterlich kalt zeigte und sich gar ein dünnes weißes Kleid überzog, so täuscht das nicht darüber hinweg, dass im gesamten gesehen der Dezember nur dem Kalender nach ein Wintermonat war. Mit einer Monatsmitteltemperatur von plus 4,4 Grad Celsius war der Dezember gegenüber dem Durchschnitt der Jahre 1979 - 1999 um 3,2 Grad zu warm und war damit der wärmste Dezember in diesem Zeitraum. Das Wärmeplus holte sich der Dezember schon vom Monatsanfang her. Zwölf Grad im Maximum und 3,6 Grad im Minimum war es im Durchschnitt in den ersten 10 Tagen des Monats warm. Nach der Monatsmitte wurde es kälter, und nach einem kürzen Aufbäumen wurde am astronomischen Winteranfang (21. Dezember) der erste Eistag (ganztägig unter Null) registriert. Noch weiter in den Keller (allerdings nur nachts) ging es in den Tagen danach. Minus 8,4° C zeigte das Minimumthermometer in den Frühstunden des Tages vor "Heiligen Abend" an. Weihnachten war dagegen wieder mal grün und regnerisch am ersten Weihnachtsfeiertag. Etwas Schnee fiel in den letzten Dezembertagen.
( + 4,4 ° C /28,4 Liter/m² / 66,3 Stunden)

Das Jahr 2000 in der Wetterstatistik

Die in Klammern gesetzten Werte geben die Durchschnittswerte aus den Jahren 1979 - 1999 an bzw. beziehen sie sich auf das angegebene Jahr.

Die Jahresmitteltemperatur des Jahres 2000 betrug 9,8 (8,3) Grad Celsius und an Niederschlag fielen 845,2 (886,4) Liter auf jeden Quadratmeter an der Messstelle. In der Summe hatte das vergangene Jahr 138 (129,1) Regentage, das sind Tage, an denen es einen und mehr als einen Liter pro Quadratmeter geregnet bzw. geschneit hat. Die größte Regenmenge innerhalb 24 Stunden fiel am 30 Mai mit 64,1 Liter/Quadratmeter. Der Wind frischte das Jahr über an 97 (104) Tagen bis mindestens zur Windstärke sechs (39 km/h und mehr) auf, und an 24 (26,1) Tagen wurden Nah- oder Ferngewitter registriert. Nebel gab es nur an 15 (34,0) Tagen, und die Sonne schien am Beobachtungsort 1763,7 Stunden lang. Im Durchschnitt der vorausgegangenen zehn Jahre waren es 1761,3 Stunden. Nach einer vorsichtigen Hochrechnung können aber rund 50 Stunden zur Jahressumme addiert werden, die an der Station fehlen, weil durch den Schatten der Berge, benachbarter Häuser und Bäume der Sonnenaufgang an der Station verzögert wird bzw. der Sonnenuntergang früher eintritt.
Frost gab es 2000 an 66 (102,1) Tagen und Eistage, an denen es ganztägig unter Null Grad bleibt, wurden nur 7 (21,9) gezählt. Übrigens der kälteste Tag vom ganzen Jahr 2000 war Dienstag 25. Januar, mit minus 18,3 (-16,0) Grad Celsius und die frostfreie Zeit dauerte vom 09. April bis zum 7. Oktober - also 182 (165,0) Tage. Geschneit hat es nur an 21 (41,0) Tagen und eine geschlossene Schneedecke lag ebenfalls nur an 20 (39,9) Tagen. Zählt man allen gefallenen Schnee zusammen, so kommt man auf eine Neuschneesumme von 26 cm (89,1) cm. - im Jahr 1999 stolze 182 cm Der mächtigste Schneedecke lag im Jahr 2000 auf Stationshöhe am 24 Januar mit mageren 13 cm.
Sommertage (25,0 und mehr Grad) kamen 46 (39,1) zusammen, davon steuerte der April schon 3, der Mai 5, der Juni 13, der Juli nur 5, der August 16 und der September noch 4 bei. Heiße Tage (30,0 und mehr Grad) wurden 8 (5,9) gezählt, wobei davon der August alleine 4 vorweisen kann.
Der wärmste Tag vom ganzen Jahr 2000 war Dienstag, 20. Juni, mit 32,3 (32,6) Grad Celsius - dicht gefolgt vom 20. August mit 32,2 Grad Celsius.

Alle angeführten Werte wurden in Balingen-Heselwangen, 573 Meter über dem Meer, registriert

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