" Septemberwetter warm und klar, verheißt ein gutes nächstes Jahr" - "Nach Septembergewittern wird man im Februar vor Kälte zittern" - "Wie der erste Neumond nach Herbstanfang, so wird die Witterung bis Winteranfang"- "An schönen Herbst und gelinden Winter glaubt, werden die Bäume schon im September entlaubt. Doch bleibt das Laub bis in den November hinein, wird strenger Winter ein kurzer sein." Einige Wetterregeln zum eben zu Ende gegangenen Monat September, mit dem unsere Altvorderen versucht haben, das Wetter längerfristig vorhersagen zu können. Damals wie heute blieben es jedoch allemal Versuche. Einander widersprechende Wetterregeln beweisen dies.
Der diesjährige September verhielt sich im Witterungsverlauf nach dem Motto: "Darf es etwas mehr sein?" Der Monat war etwas wärmer als üblich, es regnete auch mehr, und trotzdem schien die Sonne länger als in diesen Monat üblich. Mit einer Durchschnittstemperatur von genau 14,0 Grad war es im diesjährigen September um 0,7 Grad wärmer als es im Durchschnitt seit 1979 in diesem Monat war. Die Wärme holte sich der September aber erst um die Monatsmitte, denn der Monatsanfang war relativ kühl und verregnet. An den ersten vier Septembertagen regnete es jeden Tag, die Temperaturen kamen nicht über 20 Grad hinaus und die Sonne ließ sich nur selten blicken. Mit dem Freitag, 8. September, trat eine Wetterbesserung ein. Von Tag zu Tag kletterte die Tageshöchsttemperatur nach oben, um dann am Dienstag, 12. September, - gerade zum Ende der Sommerschulferien -, das Monatsmaximum von 27,8 Grad Celsius zu erreichen. Am 16. des Monats ging es dann mit der Temperatur wieder steil bergab, und es setzte Regen ein. Fast die Hälfte der Monatsniederschlagssumme von 98,2 Liter pro Quadratmeter fiel innerhalb von 24 Stunden am Mittwoch und Donnerstag 20./21. September. Am Abend des Mittwochs fing es heftig zu regnen an und hörte dann erst zur Mittagszeit des folgenden Tages auf. Alles in allem waren 42,6 Liter in der Messkanne, wobei rechnerisch 35 Liter auf den Mittwoch und 7,6 Liter auf den Donnerstag entfallen.
Der September ist gleich dem März ein Übergangsmonat mit großen Schwankungen in Temperatur, Niederschlag und Sonnenschein. Von Jahr zu Jahr aber stimmend ist, dass am 22./23. September der astronomische Herbst beginnt. Tag und Nacht sind um diese Zeit gleich lang. Danach werden die Nächte länger und die Tage kürzer, mit der logischen Folge, dass bei kürzerer Sonnenscheindauer und flacherem Einfallswinkel der Sonnenstrahlen es auch durchschnittlich kälter werden muss - und somit dem Winter zugeht.
Dass dem so ist, das zeigte das Bodenthermometer mit Werten um die fünf und weniger Grad an. Auch wenn es noch keinen Bodenfrost im diesjährigen September gab, so war frühmorgens in dieser Zeit das Gras dick mit Tau belegt. Der tritt immer dann auf, wenn nachts der Boden bei klarem Himmel durch Rückstrahlung der tagsüber empfangenen Wärme in Richtung Weltraum stark abkühlt. Die den Boden berührende Luft kühlt dann ebenfalls stark ab, und die in der Luft enthaltende Feuchtigkeit kondensiert und schlägt sich als Tau nieder oder wird als Bodennebel sichtbar. So war es auch heuer am astronomische Herbstanfang: Der 22. September war in diesem Jahr mehr trübe als heiter. Die Lufttemperatur erreichte zwar nochmals 19,2 Grad, um dann in der folgenden Nacht auf 5 Grad zurückzugehen. Eine dicker Morgennebel zeigte am anderen Tag die Herbstzeit an. Abgesehen vom kühlen und verregneten Monatsletzten und einem Gewitter am Mittwoch, 27 September, in dessen heftige Regenschauer sich auch örtlich Hagel mischte, war der September zum Monatsende hin doch noch recht angenehm. Mehrmals gab es neun Sonnenstunden am Tag, was dann den in diesem Jahr überaus reichlich gebenden Äpfeln und Birnen noch einen Schub Süße bescherte.
Noch ein paar Zahlen für die Statistik: Die Monatsdurchschnittstemperatur des Septembers 2000 betrug 14,0 Grad. Vergangenes Jahr lag sie gar bei plus 16,0 Grad, doch im Durchschnitt seit 1979 bis 1999 war es jedoch bei uns im September nur plus 13,3 Grad warm/kalt. Frost- und Eistage wurden im diesjährigen September noch keine registriert, aber Sommertage (25 und mehr Grad) gab es immerhin noch vier. Regentage, mit einem oder mehr als einem Liter pro Quadratmeter wurden 12 gezählt, und in der Summe kamen 98,2 Liter zusammen. Im Jahr 1999 waren es im September nur 54,7 Liter, im Durchschnitt seit 1979 - 1999 sind 65,4 Liter. Nebel gab es auf Stationshöhe an zwei Tagen. Ein Gewitter wurde registriert, und der Wind frischte an 8 Tagen bis auf Windstärke 6 (39 und mehr km/h) auf. Die Sonne schien an der Beobachtungsstation in diesem Jahr 165,8 Stunden, im Jahr 1999 waren es 169,4 Stunden und im Jahr 1997 gar den Rekordwert von 244,5 Stunden, und seit 1990 bis einschließlich 1999 sind es durchschnittlich im September 155,4 Sonnenscheinstunden.
Alle angeführten Werte wurden in Balingen-Heselwangen, 573 Meter über dem Meer registriert.
Karl-Heinz Jetter