Witterungsverlauf im Jahr 2010

Das Jahr 2010 war im Witterungsverlauf zu kalt, durchschnittlich feucht und sonnenscheinärmer als üblich. In Balingen-Heselwangen (573 Meter über dem Meer), dem Sitz der meteorologischen Station, liegen mit Ablauf des Jahres 2010 Beobachtungswerte über den Temperaturverlauf und Niederschlagsgang seit nunmehr 32 Jahren und für den Sonnenschein seit 20 Jahren vor. Danach war es im Durchschnitt der vorausgegangenen 31 Jahre (1979 - 2009) übers Jahr durchschnittlich 8,6 Grad Celsius warm und an Niederschlag (Regen, Schnee, Hagel usw.) fielen zusammengerechnet durchschnittlich 873,0 Liter auf jeden Quadratmeter Erdboden bei der Messstation. Im Durchschnitt der Jahre 1990 - 2009 schien die Sonne an der Beobachtungsstation 1832 Stunden. Das Jahr 2010 (das 32. Beobachtungsjahr) weist gegenüber diesen Werten eine Jahresdurchschnitts-temperatur von 8,1 Grad Celsius und eine Niederschlagssumme von 888,2 Liter pro Quadratmeter aus. Die Sonne schien im so eben zu Ende gegangenen Jahr 1738,7 Stunden.

Der Winter 2009/2010     Dezember '09 - Januar - Februar

Der Dezember 2009 zählt für die Meteorologen schon zum Winter 2009/2010. Im Jahr 2009 brachte er zwar den kältesten Tag des Jahres hervor, blieb aber ansonsten mehr den Mittelwerten zugeneigt. An 15 Tagen lag eine geschlossene Schneedecke: Trotzdem gab es auch 2009 keine weiße Weihnacht. Das neue Jahr 2010 begann mit spiegelglatten Straßen. Am Abend des Neujahrtages begann es zu schneien un die geschlossene Schneedecke hielt bis zum 17. an. Im zweiten Monatsdrittel wurde es deutlich wärmer, um dann dem Monatsende hin wieder den Winter zurückkehren zu lassen. In der Gesamtbilanz fiel der Monat trockener, kälter aber auch dunkler als üblich aus. Der Februar trug zur Winterbilanz vor allem Schnee bei - 31 cm als Neuschneesumme. Die Schneehaufen wurden kurz vor der Monatsmitte immer größer und die Winterdienste hatten alle Hände voll zu tun. Zudem ging ihnen das Streusalz aus. Dann Fastnachtsdienstag - 16. Februar, ein besonderer Tag. Nachts ging die Temperatur auf den tiefsten Wert im Februar, auf minus 12,9 Grad zurück, um dann am Tage bei 9,3 Stunden Sonnenschein auf plus 4,3 Grad anzusteigen. Ein wettermäßig besonderer Tag war auch der Monatsletzte. Das Sturmtief "Xynthia" brachte zum einen die Monatshöchsttemperatur von 14,1 Grad aber auch orkanartigen Wind, der um die Mittagszeit mit einer Sturmböe von 105 km/h bei uns seinen Höhepunkt erreichte. Im Kreisgebiet hielten sich die Sturmschäden in Grenzen, doch europaweit waren über 50 Tote zu beklagen, und auch in Deutschland gab es sechs durch den Sturm verursachte Todesfälle - von den immensen Schäden ganz zu schweigen. Mit dem Februar endet für die Meteorologen der Winter. In die Wetterstatistiken gehen dann die Werte vom Dezember des Vorjahres und vom Januar und Februar des neuen Jahres ein. Die Statistik weist im Rückblick auf die vorausgegangen 30 Jahre aus, dass die Durchschnittstemperatur der drei Wintermonate plus 0,7 Grad Celsius beträgt. Frost gab es im Rückblick durchschnittlich an 60 Tagen, an Neuschnee kamen im Schnitt 60 cm in diesen drei Monaten zusammen, und eine geschlossene Schneedecke wurde auf Stationshöhe durchschnittlich an 30 Tagen registriert. Der Winter 2009/2010 weist im Vergleich zu diesen Durchschnittswerten eine Mitteltemperatur von minus 0,3 Grad aus, und der Winter kann mit 68 Frosttagen, 91 cm Neuschneesumme und mit einer geschlossenen Schneedecke an 49 Tagen aufwarten. So betrachtet und verglichen also ein ganz kerniger Winter, der vielen eine Freude aber auch vielen Kummer bereitete. Ansonsten war der Winter durchschnittlich feucht aber es fehlen ihm rund 60 Sonnenscheinstunden.

Das Frühjahr 2010     März - April - Mai

Der März 2010 war im Witterungsverlauf zweigeteilt. Auf eine noch streng winterliche erste Monatshälfte folgte ein halber Monat mit doch schon frühlingshaften Temperaturen. Deutlich wird dies durch die Temperaturspanne zwischen den beiden Monatshälften. Sie reicht im März von minus 11,7 Grad bis plus 21,4 Grad. In der Gesamtbilanz war der Monat nur um 0,3 Grad kälter, aber deutlich trockener und auch etwas sonniger als üblich. An der Natur konnte man aber das Wärmefehl aus den Vormonaten ablesen, denn es begann erst zum Monatsende hin zaghaft zu grünen.
Der April vom zurückliegenden Jahr war wärmer, sonnenscheinreicher und wesentlich trockener als üblich. Im Durchschnitt seit 1979 war der April an der Station 7,7 Grad warm, es regnete durchschnittlich 71,2 Liter/Quadratmeter und die Sonne schien seit 1990 gerechnet durchschnittlich 168,9 Stunden.
Der April brachte es trotz noch 7 Frosttagen auf eine Durchschnittstemperatur von 8,7 Grad, nur 19,2 Litern Niederschlag und 212,5 Stunden Sonnenschein und auf den Rekordwert von 26,9 Grad am 29. April. Einzug hielt der Frühling aber erst ab der zweiten Monatshälfte. An 26 von den 31 Tagen hat es im Mai 2010 geregnet.
Manchmal waren es nur ein paar Tropfen, aber einmal auch 30,9 Liter innerhalb von 24 Stunden. In der Summe kamen dann 136,7 Liter pro Quadratmeter zusammen. Dadurch fiel der Monat gegenüber seinem Durchschnittswert zu nass aus. Zudem war der Mai zu kalt - obwohl er keine Frosttage mehr hatte - und der Monat war deutlich zu dunkel. Der Regen war aber bei den Landwirten willkommen.
Insgesamt war das Frühjahr 2010 kälter (7,7 Grad gegenüber 8,2 Grad Durchschnittswert), deutlich feuchter (321,7 Liter gegenüber 235,3 Liter) und auch mit etwas weniger Sonnenschein (476,2 Stunden gegenüber 518,7 Sonnenscheinstunden) versehen.

Der Sommer 2010     Juni - Juli - August

Mit dem kalendarischen Sommeranfang am 21. Juni begann der Sommer. Zuvor war der Juni 2010 zu kalt, zu nass und sonnenscheinarm. Im letzten Monatsdrittel drehte sich das Wetter, so dass in der Gesamtbilanz der Monat sogar etwas zu warm ausfiel. Beim Niederschlag und Sonnenschein blieb der Monat etwas über und etwas unter den Durchschnittswerten.
Der Juli zeigte sich im letzten Monatsdrittel mehr herbstlich als sommerlich und es regnete zu Beginn der Sommerschulferien. Insgesamt war der Juli 2010 doch ein ganz passabler Sommermonat. Er war in der Gesamtbilanz deutlich wärmer und sonnenscheinreicher als üblich, aber er weist auch ein deutliches Plus an Regen aus.
Nach kurzer Abkühlung nach der ersten Juliwoche war dann bis zur Monatsmitte jeder Tag ein sogenannter Sommertag mit 25 und mehr Grad Celsius. Insgesamt wurden es dann im Juli 19 Sommertage und 9 heiße Tage mit mindestens 30 Grad Celsius.
Durchschnittlich gibt es im Juli 12,9 Sommertage und nur 2,7 heiße Tage. Also 2010 ein deutliches Plus an den besonders warmen Tagen. Heißester Tag im Juli und des Jahres 2010 war Samstag, 10. Juli mit 33,6 Grad Celsius.
Der August versaute die Sommerbilanz. Bundesweit wurde der nässeste August seit Beginn der flächendeckenden Wetteraufzeichnungen registriert. Bei uns war der vergangene August beim Niederschlag durchschnittlich, ansonsten war der Monat etwas zu kalt und deutlich sonnenscheinärmer als üblich.

Mit dieser Bilanz war der vergangene August nur kalendarisch ein Sommermonat, denn er verschlechterte die Gesamtbilanz des Sommers 2010 - und mit dem August endet für die Meteorologen auch der Sommer.
Doch wenn man es auch nicht glauben will, der Sommer war im gesamten gesehen etwas wärmer und sonnenscheinreicher als es die Durchschnittswerte seit 1979 für diese Jahreszeit ausweisen - allerdings auch etwas nässer.
Bei uns brachte es der Sommer 2010 auf 39 Sommertage. Dazu steuerten der Juni 12, der Juli 19 und der August 8 Sommertage bei. Und zum Vergleich: Seit Bestehen der Wetterstation in Balingen-Heselwangen (1979 - 2009) gab es im Durchschnitt 33,8 Sommertage in diesen 3 Monaten.
Im Weiteren waren die drei Sommermonate in der Summe etwas wärmer (17,5 gegenüber 16,8 Grad) aber auch etwas nässer (321,7 Liter gegenüber 274,7 Liter) und ein klein wenig dunkler (679 gegenüber 695,2 Sonnenscheinstunden).

Der Herbst 2010     September - Oktober - November

Etwas zu trocken, etwas mehr Sonne, aber auch etwas kälter als üblich - das ist die Kurzbilanz über das Septemberwetter. Nach verhaltenem Start bestimmte kurz nach Monatsende Hoch "Karl-Heinz" das Wettergeschehen im September und bescherte uns herrliche Spätsommertage. Zum Monatsende hin regnete es, und mit der Temperatur ging es steil bergab.
Das Wetter im Oktober 2010 war dreigeteilt. Nach einem warmen und goldigen Auftakt folgte eine Dekade mit einem verregneten und fast winterlichen Wetter, um dann den Monat mit ruhigem, kühlen und teils nebeligem Wetter aber auch mit sonigen und warmen Tagen ausklingen zu lassen. Am 20. Oktober fiel auf den Höhen der Albberge der erste Schnee - auf Stationshöhe wurde am 21. der erste Frost nach dem Sommer registriert.
Das Wetter im November war dagegen zweigeteilt. Auf eine viel zu warme erste Monatshälfte folgte eine mehr winterliche Hälfte mit ungewöhnlich viel Schnee und strengem Frost.
Auf das Laubrechen folgte im November über Nacht das Schneeschippen. Die schneefreie Zeit dauerte damit auf Stationshöhe vom 2. April bis zum 21. November. In der Gesamtbilanz des Novemberwetters bleibt aber noch ein Temperaturplus übrig. Der Monat war auch um einige Liter feuchter als üblich, während er beim Sonnenschein fast auf die Stunde genau dem Durchschnittswert entsprach.
Der Dezember zählt für die Meteorologen schon zum Winter 2010/2011. Im Jahr 2010 zeigte sich der Monat als strammer Wintermonat, der um 2,6 Grad zu kalt ausfiel, eine Neuschneesumme von 70 cm zusammenkam und an 23 Tagen eine geschlossene Schneedecke lag. Aber es gab auch wieder mal weiße Weihnachten mit alleine 19 cm Neuschee am Heiligenabend.

Das Jahr 2010 in der Wetterstatistik

Die in Klammern gesetzten Werte geben die Durchschnittswerte aus den Jahren 1979 - 2009 an bzw. beziehen sie sich auf das angegebene Jahr. Die Jahresmitteltemperatur des Jahres 2010 betrug 8,1 (8,6) Grad Celsius und an Niederschlag fielen 888,2 (873,0) Liter auf jeden Quadratmeter an der Messstelle. In der Summe hatte das vergangene Jahr 134 (129) Regentage, das sind Tage, an denen es einen und mehr als einen Liter pro Quadratmeter geregnet bzw. geschneit hat. Die größte Regenmenge innerhalb 24 Stunden fiel an der Messstelle vom 17. auf den 18. Juni mit 38,5 (45,3) Liter/Quadratmeter. Der Wind frischte das Jahr über an 76 (97) Tagen bis mindestens zur Windstärke sechs (39 km/h und mehr) auf und blies vorwiegend aus südsüdwestlicher Richtung. An 17 (25) Tagen wurden Gewitter registriert. Nebel gab es an 32 (30) Tagen, und die Sonne schien am Beobachtungsort 1738,7 Stunden lang. Im Durchschnitt der vorausgegangenen 20 Jahre waren es 1832 Stunden. Frost gab es 2010 an 108 (99) Tagen und Eistage, an denen es ganztägig unter Null Grad bleibt, wurden 44 (20) gezählt. Der kälteste Tag vom ganzen Jahr 2010 war der 26. Dezember mit minus 15,6 (-15,6) Grad Celsius und entsprach somit genau dem Durchschnittswert aus den 32 vorausgegangenen Jahren. Die frostfreie Zeit dauerte vom 23. April bis zum 20. Oktober - also 180 (169) Tage. Geschneit hat es im ganzen Jahr 2010 an 58 (39) Tagen und eine geschlossene Schneedecke lag an 72 (40) Tagen. Zählt man allen gefallenen Schnee im Jahr 2010 zusammen, so kommt man auf eine Neuschneesumme von 190 cm (89 cm) - also mehr als doppelt so viel als durchschnittlich. Die mächtigste Schneedecke lag im Jahr 2010 auf Stationshöhe am 26. Dezember mit 22 cm. Sommertage (25,0 und mehr Grad) kamen im Jahr 2010 42 (43) zusammen, und heiße Tage (30,0 und mehr Grad) wurden 10 (7) gezählt. Wärmster Tag vom ganzen Jahr 2010 war der 10. Juli mit 33,6 (32,9) Grad Celsius.

Alle angeführten Werte wurden in Balingen-Heselwangen, 573 Meter über dem Meer registriert.

Karl-Heinz Jetter