Karl-Heinz Jetter      Balingen-Heselwangen, 02. Januar 2000

Witterungsverlauf im Jahr 1999

Zu den vielen Rückblicken auf das Jahr 1999 soll sich auch eine Rückschau auf das 99er-Wetter reihen. Wie war das Wetter im vergangenen Jahr - wer erinnert sich? Um es vorwegzunehmen: Das Jahr 19989 war trotz unterdurchschnittlicher Gesamtsonnenscheindauer von "nur" 1625 Stunden (im Durchschnitt: 1776 Stunden) Stunden wiederum zu warm und gegenüber dem Durchschnitt etwas zu nass und schneereich.

In Balingen-Heselwangen (573 Meter über dem Meer), dem Sitz der meteorologischen Station, liegen Beobachtungswerte über den Temperaturverlauf und Niederschlagsgang seit 1979 - also seit nunmehr 21 Jahren - vor. Danach war es im Durchschnitt der vorausgegangenen 20 Jahre (1979 - 1998) übers Jahr hinweg durchschnittlich 8,2 Grad Celsius warm und an Niederschlag (Regen, Schnee, Hagel usw.) fielen zusammengerechnet durchschnittlich rund 900 Liter (genau 883,3) auf jeden Quadratmeter Erdboden bei der Messstation.

Das Jahr 1999 weist dagegen eine Jahresdurchschnittstemperatur von 8,9 Grad Celsius und eine Niederschlagssumme von 947,8 Liter pro Quadratmeter aus.

In der Darstellung der Wetterelemente Temperatur und Niederschlag in Form einer Graphik wird augenfällig deutlich, dass im Jahr 1999 die meisten Monate wiederum etwas zu warm ausfielen und sich besonders die Monate Januar, Mai und September hervortun. Merklich kälter als üblich war nur der Februar und der November. Ganz deutlich sind auch die Unterschiede in der Niederschlags-verteilung übers Jahr zu erkennen. Gegenüber dem Durchschnitt heben sich die Monate Februar, November und Dezember mit einem deutlichen Niederschlagsplus hervor.

Im Rückblick - die in Klammern gesetzten Werte geben die Durchschnittswerte aus den Jahren 1979 - 1998 ( = 20 Jahre) beschränkte sich der Winter 98/99 zu Beginn des Jahres 1999 auf die letzten Tage des Januars und die ersten zwei Drittel des Februars. Schnee zuhauf gab es aber im Februar.

Am Tag nach Aschermittwoch, 18. Februar, lagen in der Frühe 31 cm Schnee, und die Neuschneesumme betrug allein im Februar 81 cm. Kräftig in Erinnerung rief sich dann Frau Holle auch nach dem Sommer. Immerhin lag vom 17. - 29. November eine über 7 Tage hinausreichende Schneedecke. Und auch der Dezember kann 15 Tage mit einer geschlossenen Schneedecke ausweisen. Zu einer weißen Weihnacht wollte es allerdings auf Stationshöhe nicht reichen. Lediglich am Heiligen Abend war die Landschaft noch mit Weiß bedeckt. Doch im ganzen Jahr 1999 lagen immerhin an 64 (38,7) Tagen eine geschlossene Schneedecke. Und zählt man allen gefallenen Neuschnee zusammen, so kamen auf Stationshöhe 182 cm (84,2) zusammen. So betrachtet und übers ganze Jahr gesehen und mit den vorausgegangenen Jahren verglichen, war das Jahr 1999 das schneereichste Jahr seit 1979. Wer will da noch sagen, es gäbe keine richtigen Winter mehr.

Ins Frühjahr hinüber kennzeichneten steiler Anstieg und jäher Temperaturabfall den Temperaturverlauf im März. Doch schon am 12. März wurden erstmals 20 Grad Celsius erreicht. Einen Tag vor dem astronomischen Frühlingsbeginn am 21. März lag dann eine dünne Schneedecke und das Auf und Ab in der Temperatur setzte sich auch im April fort. Entgegen der Schönwetterprognosen war Ostern zu Beginn des Aprils mehr trübe als heiter, doch kurz danach öffneten sich (auf Stationshöhe 573 m ü. NN) die ersten Blüten der Kirschbäume. Am 19. April wurde dann der letzte Schneefall vor dem Sommer registriert. Der Mai brachte dann die Vollblüte, denn der Monat war warm und feucht. Besonders als Wonnemonat zeigte er sich in der letzten Maiwoche mit sommerlicher Wärme und Sonne pur.

Nach der Summe der Sommertage ( an Sommertagen muss die Tageshöchsttemperatur 25,0 Grad erreichen oder überschreiten) beurteilt war der Sommer 1999 nicht berauschend und eher als schlecht zu beurteilen. Denn insgesamt brachte es das Jahr 1999 nur auf 35 (39,3) Sommertage. Davon steuerte der Juni 3, der Juli 12 und der August 7 Sommertage - und den fehlenden Rest - der Mai und der September bei. In die Sommertage eingerechnet sind auch 3 (5,8) heiße Tage - auch Tropentage genannt - (mit 30 und mehr Grad), wobei die höchste Temperatur am Samstag, 03. Juli 1999, mit 32,0 Grad Celsius gemessen wurde. Trotzdem - und man will es kaum glauben - war der Sommer etwas zu warm.

Mit dem September begann der meteorologische Herbst. Dieser Monat lag mit 16 Grad Celsius um 2,9 Grad über seinem Durchschnittswert der Vorjahre und war sicherlich der wärmste September seit Jahrzehnten. Allein 7 Sommertage wurden im September noch registriert. In der Monatsmitteltemperatur hielt es der Oktober mit seinem Durchschnittswert. Ansonsten gab es bei und viel Sonne und wenig Regen. Letzteres etwas mehr, wieder den ersten Schnee (15. Nov.) und schon strengen Frost brachte dann der November hervor. Dieser Monat war kälter als üblich. Der Dezember wollte es dem November gleich tun. Der Versuch blieb aber in Ansätzen stecken. Weihnachten war wieder mal grün als weiß - doch Schnee gab es mehr als gewöhnlich im Dezember. Die Temperaturen zum Monatsende hin ließen letztendlich den Dezember bis auf zwei Zehntel genau seine Durchschnittstemperatur aus den Vorausgegangenen 20 Jahren treffen, weisen ihn allerdings in puncto Feuchte diesmal als zu nassen Monat aus. Schlagzeilen machte der Dezember mit dem Orkan "Lothar" der am zweiten Weihnachtsfeiertag (auch) über Baden-Württemberg (an der Station mit 145 km/h in der Spitze) hinwegzog und allein im Land 15 Todesopfer forderte und immensen Schaden anrichtete.

Das Jahr 1999 in der Wetterstatistik

Die Jahresmitteltemperatur betrug 8,9 (8,2) Grad Celsius und an Niederschlag fielen 947,8 (883,3) Liter auf jeden Quadratmeter an der Messstelle. In der Summe hatte das vergangene Jahr 141 (128,6) Regentage, das sind Tage, an denen es einen und mehr als einen Liter pro Quadratmeter geregnet bzw. geschneit hat. Die größte Regenmenge innerhalb 24 Stunden fiel am 13. Juli 1999 mit 35,5 Liter/Quadratmeter. Der Wind frischte das Jahr über an 98 (105) Tagen bis mindestens zur Windstärke sechs (39 km/h und mehr) auf, und an 29 (26,0) Tagen wurden Nah- oder Ferngewitter registriert. Nebel gab's nur an 12 (35,1) Tagen, und die Sonne schien am Beobachtungsort - wie bereits angeführt - 1625,8 Stunden lang. Im Durchschnitt der vorausgegangenen sechs Jahre waren es 1776,3 Stunden. Nach einer vorsichtigen Hochrechnung können aber rund 50 Stunden zur Jahressumme addiert werden, die an der Station fehlen, weil durch den Schatten der Berge, benachbarter Häuser und Bäume der Sonnenaufgang an der Station verzögert wird bzw. der Sonnenuntergang früher eintritt.

Frost gab's 1999 an 99 (102,3) Tagen und Eistage, an denen es ganztägig unter Null Grad bleibt, wurden 18 (22,1) gezählt. Übrigens der kälteste Tag vom ganzen Jahr 1999 war Samstag, 13. Februar, mit minus 16,0 Grad Celsius und die frostfreie Zeit dauerte vom 21. April bis zum 6. Oktober - also 169 (164,9) Tage. Geschneit hat es an 53 (40,4) Tagen und eine geschlossene Schneedecke lag 64 (38,7) Tagen. Zählt man allen gefallenen Schnee zusammen, so kommt man auf eine Neuschneesumme von 182 (84,2) cm. Der mächtigste Schneedecke lag am 18. Februar mit 31 cm.

Sommertage (25,0 + < Grad) kamen 35 (39,3) zusammen und heiße Tage (30,0 + < Grad) wurden 4 (6,0) gezählt. Der wärmste Tag vom ganzen Jahr 1999 war Samstag, 3. Juli, mit 32,0 (32,7) Grad Celsius.

Das Wetter in den einzelnen Monaten des Jahres 1999

Die in Klammern angegebenen Werte geben die Monatsdurchschnittstemperatur und die Monatsniederschlagssumme an.

Januar: Der Januar überraschte mit einem Wärmerekord von plus 18 Grad Celsius an "Heilige Drei König". Menschen sah man da im Freien vor einem Cafe sitzen und mancher Biergarten öffnete kurzfristig. Insgesamt war der Monat sonnig und zu warm. Der Winter mit strengem Frost und Schnee zog erst zum Monatsende hin ein ( plus 2,6 Grad Celsius / 48,9 Liter pro Quadratmeter).

Februar: Ganz anders der Februar: Eine geschlossene Schneedecke an 24 von 28 Tagen, eine Neuschneesumme von 81 cm, 23 Frosttage, 8 Eistage und Temperaturen bis minus 16 Grad Celsius. Wer mag da sagen, dass es bei uns keine richtigen Winter mehr gäbe. Und dabei war das, was witterungsmäßig bei uns ablief nur ein Klacks gegenüber dem, was in den Mittelgebirgen und Alpen geschah. Ein Tag nach Aschermittwoch ( 18. Februar 99) lagen auf Stationshöhe 31 cm Schnee - allein am Vortag schneite es 24 cm. Aus dem Land wurde ein Schneechaos vermeldet, und in den Alpen gingen todbringende Lawinen nieder. Zum Monatsende ging der Schnee dann in Regen über und die Flüsse führten gefährliches Hochwasser. ( minus 1,3 Grad Celsius / 51,8 Liter pro Quadratmeter).

März: Nach einem zu warmen Januar und einem zu kalten Februar folgte ein zu warmer und zu trockener März. Steiler Anstieg und jäher Abfall kennzeichneten den Temperaturverlauf im März. Am 12. März wurden dann zum ersten Mal im Jahr plus 20 Grad gemessen.(5,2 Grad Celsius / 39,9 Liter pro Quadratmeter).

April: Der April war witterungsmäßig durchwachsen, mit häufigem Regen, Schnee- und Graupelnschauern, Wind und ersten Gewittern und mit weniger Sonnenschein als üblich. Ostern - am Monatsanfang - war mehr verregnet als sonnig. Besonders garstig war das Wetter im zweiten Monatsdrittel. Im letzten Drittel wurde es jedoch wieder wärmer - die Natur erwachte und der ersehnte Frühling war da. (8,1 Grad Celsius / 77,2 Liter pro Quadratmeter).

Mai: Der Mai war warm und feucht, brachte schon fünf Sommertage mit mindestens 25 Grad hervor und die Eisheiligen (12. - 15. Mai) waren wie schon im Vorjahr recht zahm. Kurz vor Pfingsten (23. Mai) war es jedoch am unwirtlichsten und regnerisch. In Alpennähe ging gar das Zehnfache an Regen nieder, und die Menschen dort flüchteten vor dem Hochwasser und das Schwäbische Meer floss über. Zum Wonnemonat wurde der Mai dann aber zum Monatsende hin. ( 14,2 Grad Celsius / 108,5 Liter pro Quadratmeter).

Juni: Nach einem heißen Start wurde der Juni schnell wieder durchschnittlich. Vom 03. bis zum 25. des Monats wurde nur noch selten die 20 Grad- Markierung des Thermometers überschritten. Besonders kühl war das Wetter am astronomischen Sommeranfang, 21. Juni. Erst zum Monatsende hin wurde es sommerlich. (14,6 Grad Celsius / 113,1 Liter pro Quadratmeter).

Juli: Auch wenn man es im Juli nicht glauben wollte - der Juli 99 war wärmer und sonnenscheinreicher als üblich und war auch nicht zu nass. Am Samstag, 3. Juli, wurde der Spitzenwert des Monats und des ganzen Jahres 99 mit plus 32,0 Grad Celsius erreicht. Kühl und regnerisch war es besonders vom 5. bis zum 15. des Monats. Doch sieben Wochen hat es nicht geregnet, wie uns der Regen am Siebenschläfertag, 27. Juni, glauben machen wollte. Besonders sonnig und sommerlich warm, waren die letzten Tage des Monats - ab da konnte beruhigt mit der Heuernte begonnen werden. (18,0 Grad Celsius / 84,4 Liter pro Quadratmeter).

August: Der August hat im Jahr 99 wenig dazu beigetragen, den Sommer aufzuwerten. Er war etwas zu trocken und entsprach in der Temperatur seinem Durchschnittswert aus den Vorjahren. Nach sommerlichem Start wurde es merklich kühler und regnerischer. So verhinderten auch dicke Wolkenfelder einen ungetrübten Blick auf das Jahrhundertereignis einer totalen Sonnenfinsternis am 11. August. Schöner und wärmer waren die letzten 10 Tage des Monats. (17,0 Grad Celsius / 63,1 Liter pro Quadratmeter).

September: Die Meteorologen vermeldeten einen der wärmsten September in diesem Jahrhundert. 85 Sonnenscheinstunden kamen in den ersten 10 Tagen zusammen und zum Schulbeginn in BaWü am 13. September wurde der Spitzenwert des Monats mit 30,2 Grad registriert. Herbstlich kühl und regnerisch wurde es zum Monatsende hin. Das Laub begann sich nun zu färben und abzufallen - der Herbst hatte begonnen. (16,0 Grad Celsius / 54,7 Liter pro Quadratmeter).

Oktober: In der Nacht zum 7. Oktober gab es den ersten Frost nach dem Sommer 1999. Ansonsten war der Oktober durchwachsen und etwas sonniger und trockener als üblich. Am kältesten war es am 19. Oktober mit minus 3,8 Grad Celsius - am wärmsten am 30. Oktober mit plus 23,0 Grad Celsius. (8,7 Grad Celsius / 51,8 Liter pro Quadratmeter).

November: Seinem Ruf, ein Übergangsmonat zum Winter zu sein, wurde der diesjährige November gerecht. Zum einen gab es noch Tage mit Temperaturen bis 20 Grad Celsius, zum anderen brachte der Monat schon strengen Frost und Schnee. Am 23. lagen zur Mittagszeit auf Stationshöhe 18 cm Schnee und verursachten im Land wiederum ein Schneechaos. Insgesamt war der Monat um rund 1,5 Grad zu kalt, mehr trübe als sonnig und überaus feucht. ( 2,0 Grad Celsius / 98,4 Liter pro Quadratmeter).

Dezember: Entgegen allen vorschnellen Prognosen wurde aus dem Dezember kein knackiger Wintermonat. Im Temperaturverlauf ging es den ganzen Monat über schnell folgend auf und ab. Weihnachten war mal wieder mehr grün als weiß. Nur am Heiligen Abend lag auf Stationshöhe in der Frühe noch eine geschlossene Schneedecke. Die Schlagzeilen über das Geschehen über die Weihnachtsfeiertage bestimmte jedoch das Orkantief "Lothar", das am zweiten Feiertag über uns hinwegzog. Über 60 Tote - allein 15 in Baden-Württemberg- forderte dieser doch in unseren Breiten ungewöhnliche Wintersturm. Die höchste Windgeschwindigkeit betrug an der Station 145 km/h und verursachte auch im Kreisgebiet Schäden an Gebäuden und in den Wäldern in Millionenhöhe. Das Jahr 1999 endete mit einer dünnen Schneedecke und Temperatur um die Frostgrenze herum. (1,4 Grad Celsius / 131,6 Liter pro Quadratmeter).

Alle angeführten Werte wurden in Balingen-Heselwangen, 573 Meter über dem Meer, registriert

.