Karl-Heinz Jetter      Balingen-Heselwangen, 02. Januar 1999

Witterungsverlauf im Jahr 1998

Zu den vielen Rückblicken auf das Jahr 1998 soll sich auch eine Rückschau auf das 98er-Wetter reihen. Wie war das Wetter im vergangenen Jahr - wer erinnert sich? Um es vorwegzunehmen: Das Jahr 1998 war trotz mittelmäßiger Gesamtsonnenscheindauer von "nur" 1764,9 Stunden (im Jahr 1997: 1926,9 Stunden) Stunden wiederum zu warm und gegenüber dem Durchschnitt auch zu trocken.

In Balingen-Heselwangen (573 Meter über dem Meer), dem Sitz der meteorologischen Station, liegen Beobachtungswerte über den Temperaturverlauf und Niederschlagsgang seit 1979 - also seit nunmehr 20 Jahren - vor. Danach war es im Durchschnitt der vorausgegangenen 19 Jahre (1979 - 1997) übers Jahr durchschnittlich 8,2 Grad Celsius warm und an Niederschlag (Regen, Schnee, Hagel usw.) fielen zusammengerechnet durchschnittlich rund 900 Liter (genau 888,5) auf jeden Quadratmeter Erdboden bei der Meßstation.

Das Jahr 1998 weist dagegen eine Jahresdurchschnittstemperatur von 8,9 Grad Celsius und eine Niederschlagssumme von nur 785,2 Liter pro Quadratmeter aus.

Im Vergleich mit den Mittelwerten ließen die Wolken von 1998 somit rund 100 Liter Niederschlag weniger als üblich fallen. Das vorausgegangene Jahr 1997 war mit nur 682,9 Litern noch trockener.

In der Darstellung der Wetterelemente Temperatur und Niederschlag in Form einer Graphik wird augenfällig deutlich, dass im Jahr 1998 die meisten Monate wiederum etwas zu warm ausfielen. Merklich kälter als üblich war nur der November, während ein deutlich erkennbares Temperaturplus die Monate: Januar, Februar, Mai und der Juni ausweisen. Ganz deutlich sind auch die Unterschiede in der Niederschlags-verteilung übers Jahr zu erkennen. Gegenüber dem Durchschnitt waren alle Monate bis auf den März, September und Oktober zu trocken und der November traf seinen Durchschnittswert bis auf einen Liter genau.

Im Rückblick - die in Klammern gesetzten Werte geben die Durchschnittswerte aus den Jahren 1979 - 1997 an bzw. beziehen sie sich auf das angegebene Jahr - beschränkte sich der Winter 97/98 auf das letzte Monatsdrittel des Januars und das erste Drittel des Februars. Ansonsten waren diese Wintermonate viel zu warm. Schnee zuhauf gab es erst im März - 34 cm Neuschneesumme kamen allein in diesem Monat zusammen. Kräftig in Erinnerung rief sich dann der Winter nach dem Sommer. Immerhin lag vom 17. - 28. November und vom 30. November bis 12. Dezember eine jeweils über 7 Tage hinausreichende Schneedecke. Zu einer weißen Weihnacht wollte es allerdings auf Stationshöhe nicht reichen. Doch im ganzen Jahr 1998 lag immerhin an 61 (37,5) Tagen eine geschlossene Schneedecke. Und zählt man allen gefallenen Neuschnee zusammen, so kamen auf Stationshöhe 107 cm (82,9) zusammen. Das meiste fiel, nämlich 26 cm, - man glaubt es kaum - am 23. März des vergangenen Jahres. So betrachtet und übers ganze Jahr 1998 gesehen war der Winter gar nicht so schlecht. Frost gabs 1998 an 90 (102,9) Tagen und Eistage, an denen es ganztägig unter Null Grad bleibt, wurden 27 (21,8) gezählt. Übrigens der kälteste Tag vom ganzen Jahr 1998 war Montag, 23. November, mit minus 13,2 Grad Celsius. Die frostfreie Zeit dauerte vom 6. Mai bis zum 7. November - also 186 (162,8) Tage.

Nach Ostern mit Schnee zeigte der Frühling seine Blütenpracht erst Ende April. Ein sonnenscheinreicher, zu warmer und zu trockener Mai schloß sich an und führte geradewegs in den Sommer 98. Der begann mit einem sich hochsommerlich gebenden Juni, in dem die Temperatur schon drei Mal über 30 Grad hinaus kletterte und insgesamt gesehen der wärmste Juni bei uns seit über 20 Jahren war. Juli und August hielten sich in ihrer Mitteltemperatur fast an die Durchschnittswerte der vorausgegangenen Jahre, waren aber gleich dem Juni in einem gewitterarmen Jahr 98 deutlich zu trocken.

Insgesamt brachte es das Jahr 1998 auf 35 (39,5) Sommertage, an denen die Temperatur auf 25 und mehr Grad anstieg. Davon steuerte der Juni 9, der Juli 7 und der August 14 Sommertage bei. In die Sommertage eingerechnet sind auch stolze 14 (5,2) heiße Tage - auch Tropentage genannt - (mit 30 und mehr Grad), wobei die höchste Temperatur am Montag, 20. Juli 1998, mit 35,4 Grad Celsius gemessen wurde.

Mit dem September begann der Herbst - er war der erste Monat im Jahr, der erkennbar nicht zu warm ausfiel und der auch sein Niederschlagssoll übertraf. Noch kräftiger zur Regenaufholjagd blies der Oktober. Bei uns begnügte er sich aber mit dem Doppelten seines Durchschnittswertes, während in diesem Monat in anderen Landesteilen das Drei - und Vierfache zusammen und herunterkam. Der November brachte den ersten Frost und Schnee und war insgesamt zu kalt. Als Wintermonat war der Dezember nur am Monatsanfang zu erkennen. Weihnachten war wieder mal grün und der Sonnenschein und die Temperaturen zum Monatsende hin ließen letztendlich den Dezember bis aufs Zehntel genau seine Durchschnittstemperatur aus 19 Jahren treffen, weisen ihn in puncto Feuchte als zu trockenen Monat aus. In der Summe hatte das vergangene Jahr 124 (128,8) Regentage, das sind Tage, an denen es einen und mehr als einen Liter pro Quadratmeter geregnet bzw. geschneit hat. Der Wind frischte das Jahr über an 114 (104) Tagen bis mindestens zur Windstärke sechs (39 km/h und mehr) auf, und nur an 16 (26,5) Tagen wurden Nah- oder Ferngewitter registriert. Nebel gabs ebenfalls nur an 9 (37,1) Tagen, und die Sonne schien am Beobachtungsort - wie bereits angeführt - 1764,9 Stunden lang. Im Durchschnitt der vorausgegangenen sechs Jahre waren es 1777,8 Stunden. Nach einer vorsichtigen Hochrechnung können aber rund 50 Stunden zur Jahressumme addiert werden, die an der Station fehlen, weil durch den Schatten der Berge, benachbarter Häuser und Bäume der Sonnenaufgang an der Station verzögert wird bzw. der Sonnenuntergang früher eintritt.

Doch was waren nun die besonderen Wettererscheinungen in den einzelnen Monaten des Jahres 1998? Die in Klammern angegebenen Werte geben die Monatsdurchschnittstemperatur und die Monatsniederschlagssumme an.

Januar: Der Januar überraschte mit zwei verschiedenen Gesichtern. In den ersten 20 Tagen war der Monat überdurchschnittlich warm und windig.. Bis zu dem Spitzenwert von plus 16,2 kletterte die Temperatur in diesem Wintermonat, und an sonnigen Tagen sah man die Leute vor einem Cafe im Freien sitzen. Winterliche Kälte und Schnee gab es erst im letzten Monatsdrittel. ( plus 2,0 Grad Celsius / 40,1 Liter pro Quadratmeter).

Februar:. Der Februar begann winterlich kalt und endete mit Sturm, Regen und Schnee. Dazwischen war er ein niederschlagsarmer und viel zu warmer Frühlingsmonat mit reichlich Sonne (161,7 Stunden) und Temperaturen bis 20,5 Grad. Stare wurden schon anfangs des Monats gesichtet und Schneeglöckchen und Krokusse blühten auf. ( plus 3,7 Grad Celsius / 25,7 Liter pro Quadratmeter ).

März: Sturm, Regen, Schneeschauer, winterliche Kälte, frühlingshafte Temperaturen - von jedem hatte im Witterungsverlauf der März etwas zu bieten. Und Schnee konnte er vorweisen - in der Neuschneesumme mehr als in den vorausgegangenen Wintermonaten. Stolze 34 Zentimeter kamen im März als Neuschneesumme zusammen - am 23. des Monats alleine 26 Zentimeter. Die vorangegangenen Monate Januar und Februar brachten es zusammen nur auf 13 Zentimeter. Trotzdem, am Ende des Monats lag dann das Monatsmittel der Lufttemperatur auch wieder über dem langjährigen Wert. (4,7 Grad Celsius / 81,4 Liter pro Quadratmeter).

April: Zu Ostern (12. April) hieß die Devise: Erst Schnee schippen - dann Ostereier suche. Nach grünen Weihnachten 1997 folgten weiße Ostern 1998 mit 10 cm Neuschnee. Ansonsten war der April witterungsmäßig durchwachsen, mit häufigem Regen, wenig Sonne und trotzdem etwas zu warm. Im letzten Monatsdrittel zog der Frühling ein und zeigte eine Blütenpracht wie selten zuvor. (8,3 Grad Celsius / 70,1 Liter pro Quadratmeter).

Mai:. Der Mai gabs sich in diesem Jahr sehr trocken und warm. Nach dem letzten Frosttag nach dem Winter 97/98 am 5. Mai wurden fünf Sommertage mit mindestens 25 Grad registriert. Die gefürchteten Eisheiligen waren wie im Jahr davor Speiseeisheilige mit Temperaturen bis 28. Grad. Regen gabs nur am Anfang und zum Ende des Monats, dazwischen 247,4 Sonnenscheinstunden. ( 3,6Grad Celsius / 48,1 Liter pro Quadratmeter).

Juni:. Es war der wärmste Juni seit 22 Jahren. Ein Sommermonat, wie es eigentlich vom Juni nicht erwartet wird, mit reichlich Sonnenschein, neun Sommertagen und drei Tropentage mit über 30 Grad Celsius. Allerdings pünktlich zur Schafskälte - zur Monatsmitte - gabs auch eine deutliche Abkühlung. Im Niederschlag blieb auch dieser Monat bei uns unter seinem Soll. Einen größeren Platscher tat es lediglich am 26. Juni mit 31, 2 Liter/Quadratmeter - grob gerechnet ein Drittel der Monatssumme. (16,6 Grad Celsius / 82,9 Liter pro Quadratmeter).

Juli: Ein Vorzeigesommermonat war der Juli gewiß nicht. Er reiht sich mit seiner Mitteltemperatur in den Durchschnitt ein, brachte aber nach dem Juli 1983 den zweitheißesten Tag (20. Juli 98 - 35,4 Grad) hervor. Verregnet war der Juli aber auch nicht. Bei nur zwei registrierten Gewittern kamen vergleichsweise geringe Tagesmengen zusammen und schrieben das bis dahin bestehende Regendefizit fort. (17,2 Grad Celsius / 48,6 Liter pro Quadratmeter).

August: Der August zeigte in der Witterung einen dreigeteilten Verlauf. Die ersten Tage des Monats waren für die Jahreszeit zu kühl und mit reichlich Niederschlag versehen. Doch ab dem fünften des Monats geriet der Süden und die Mitte Deutschlands zunehmend unter den Einfluß des Azorenhochs "Carlos", was anhaltenden Sonnenschein mit stetig steigenden Temperaturen brachte. Wesentlich kühler und herbstlicher wurde es dann im letzten Monatsdrittel. (17,2 Grad Celsius / 54,5 Liter pro Quadratmeter).

September: Mit dem September beginnt der Herbst, und 1998 war der September der erste Monat des Jahres der erkenntlich nicht zu warm ausfiel und auch sein Regensoll übertraf. Am 09. September wurde der letzte Sommertag des Jahres registriert - danach kühlte es kräftig ab und Regen kam auf, um dann zum Monatsende hin doch noch einen Hauch von Altweibersommer zu zeigen. (12,6 Grad Celsius / 90,1 Liter pro Quadratmeter).

Oktober: Der Oktober setzte zur Niederschlagsaufholjagd an. Er erbrachte in etwa das Doppelte seines durchschnittlichen Niederschlagssolls. Doch im Gegensatz zu manchen Schwarzwaldgemeinden und der Stadt Baden-Baden blieb unser Kreisgebiet von schlimmeren Hochwasserschäden verschont. Besonders stürmisch und niederschlagsreich war das Monatsende. Ansonsten - und trotz auf und ab in der Temperatur und wenig Sonnenschein - war der Oktober wärmer als üblich. (9,2 Grad Celsius / 147,4 Liter pro Quadratmeter).

November: Mit 19. Frosttagen und den darin enthaltenen acht Eistagen, mit Temperaturen bis minus 12,3 Grad Celsius, einer Neuschneesumme von 15 Zentimetern und einer geschlossenen Schneedecke an 13. Tagen erwies sich der November 98 als ein strammer Wintermonat. Noch relativ warm und verregnet war die erste Monatshälfte. Doch am 14. November schüttelte Frau Holle auch auf die Wetterstation zum ersten Male ihre Betten aus und tauchte die Balinger Flur rundum in ein frisches Weiß. ( 0,6 Grad Celsius / 61,1 Liter pro Quadratmeter).

Dezember: Entgegen allen vorschnellen Prognosen wurde aus dem Dezember kein knackiger Wintermonat. Winterlich kalt und schneereich zeigte sich der Dezember nur am Monatsanfang. Weihnachten war mal wieder mehr grün als weiß. Nur am Heiligen Abend lag auf Stationshöhe in der Frühe noch eine geschlossene Schneedecke. Nach den Feiertagen wurde es noch milder und es gab reichlich Sonnenschein. Insgesamt war der Monat durchschnittlich warm doch trockener als üblich. Das Jahr 1998 endete relativ mild und ohne Schnee. (1,2 Grad Celsius / 35,2 Liter pro Quadratmeter).

Alle angeführten Werte wurden in Balingen-Heselwangen, 573 Meter über dem Meer, registriert

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