Karl-Heinz Jetter Balingen-Heselwangen, 03. Januar 1998
Zu den vielen Rückblicken auf das Jahr 1997 soll sich auch eine Rückschau auf das 97er-Wetter reihen. Wie war das Wetter im vergangenen Jahr - wer erinnert sich? Um es vorwegzunehmen: Das Jahr 1997 war mit einer Gesamtsonnenscheindauer von 1926,9 Stunden sehr sonnenscheinreich, folglich auch zu warm und viel zu trocken.
In Balingen-Heselwangen (573 Meter über dem Meer), dem Sitz der meteorologischen Station, liegen Beobachtungswerte über den Temperaturverlauf und Niederschlagsgang seit 1979 vor. Danach war es im Durchschnitt der vorausgegangenen 18 Jahre (1979 - 1996) übers Jahr durchschnittlich 8,2 Grad Celsius warm und an Niederschlag (Regen, Schnee, Hagel usw.) fielen zusammengerechnet durchschnittlich rund 900 Liter (genau 899,9) auf jeden Quadratmeter Erdboden bei der Meßstation.
Das Jahr 1997 weist dagegen eine Jahresdurchschnittstemperatur von 9,0 Grad Celsius und eine Niederschlagssumme von nur 682,9 Liter pro Quadratmeter aus. Im Vergleich mit den Mittelwerten brachten die Wolken von 1997 somit nur rund 75 Prozent des Niederschlagssolls, und das Jahr liegt nach dem bisher trockensten von 1991 mit nur 571 Litern/Quadratmeter und dem von 1989 mit 611,9 Litern an dritter Stelle der trockenen Jahre seit 1979. Spitzenreiter und nässestes Jahr war bislang das Jahr 1988 mit 1147,4 Litern pro Quadratmeter.
In der Darstellung der Wetterelemente Temperatur und Niederschlag in Form einer Graphik wird augenfällig deutlich, dass im Jahr 1997 die meisten Monate etwas zu warm waren. Deutlich kälter als üblich war nur der Januar, Juli und Oktober, während ein erkennbares Temperaturplus die Monate: Februar, März und der August ausweisen.
Ganz deutlich sind auch die Unterschiede in der Niederschlags-verteilung übers Jahr zu erkennen. Gegenüber dem Durchschnitt waren alle Monate bis auf den Februar, den Juni, Juli und Dezember zu trocken
Im Rückblick - die in Klammern gesetzten Werte geben die Durchschnittswerte aus den Jahren 1979 - 1996 an bzw. beziehen sie sich auf das angegebene Jahr - enttäuschte der Winter 96/97 mal wieder. Doch bis Mitte Januar konnten wir uns an einer wunderschönen Winterlandschaft erfreuen. Die Schneedecke stammte zwar vorwiegend noch vom vorausgegangenen Dezember 1996. Doch 26 Frosttage - darunter 13 Eistage - im Januar verhinderten ein früheres Abschmelzen. Im ganzen Jahr 1997 lag an 34 (37,7) Tagen eine geschlossene Schneedecke. Zählt man allen gefallenen Neuschnee zusammen, so kamen auf Stationshöhe nur 26 cm (86,3) zusammen. Das meiste fiel, nämlich 5 cm, - man glaubt es kaum - am 4. Dezember des vergangenen Jahres. Frost gabs 1997 an 104 (102,8) Tagen und Eistage, an denen es ganztägig unter Null Grad bleibt, wurden 19 (22) gezählt. Übrigens der kälteste Tag vom ganzen Jahr 1997 war die Neujahrsnacht 96/97 mit minus 15,6 Grad Celsius. Die frostfreie Zeit dauerte im Jahr 1997 vom 25. April bis zum 22. Oktober - also 181 (162,8) Tage.
Der Februar läutete dann ein sonnenscheinreiches, zu warmes und zu trockenes Frühjahr ein Allein der April hatte 70 Stunden mehr Sonnenschein als üblich - auch der Mai geizte nicht damit. Trotz viel Sonne blieben die Temperaturmittel aber im Mai nur knapp über dem Soll. Nach einer zusammenfassenden Bewertung war das Frühjahr zu trocken und war bis auf den April auch zu warm.
Der Sommer setzte im Juni ein und war nach zwei Wochen vorerst wieder zu Ende. Am Beginn des astronomischen Sommers (21. Juni) fiel mit 33,7 Litern die größte Regenmenge vom ganzen Jahr 1997. Mensch und Tier hofften jetzt auf einen Sommerjuli, wie er uns in den Jahren 1988 bis 1995 erfreute. Doch was kam, war ein ganz normaler mitteleuropäischer Juli, der gar gegenüber dem Durchschnitt zu kalt und zudem verregnet war. Die Klagen über einen schlechten Sommer ließ jedoch der August verstummen. Mit einer Mitteltemperatur von 18,9 Grad, nur 34,5 Litern Niederschlag und 241 Stunden eitlen Sonnenschein war "Mittelmeersommer" und ließ die Wochen zuvor schnell vergessen. Insgesamt brachte es der Sommer 1997 auf 41 (39,4) Sommertage, an denen die Temperatur auf 25 und mehr Grad anstieg. Davon steuerte der August alleine 22 Sommertage bei. In die Sommertage eingerechnet sind auch die nur zwei (5,7) heißen Tage des ganzen Sommers 97 - auch Tropentage genannt (mit 30 und mehr Grad). Beide Tropentage waren im August, wobei die höchste Temperatur am Montag, 25. August 1997, mit 31,4 Grad Celsius gemessen wurde.
Der Herbst tat es wenigstens im September und Anfang Oktober dem freundlichen August nach, wobei im September noch sechs Tage und im Oktober noch ein Tag mit 25 und mehr Grad registriert wurden. In beiden Monaten und auch im anschließenden November gabs wieder reichlich Sonne und wenig Regen. Insgesamt weist das vergangene Jahr nur 113 (129,7) Regentage aus (Tage mit einen und mehr als einen Liter pro Quadratmeter). Der Wind frischte das Jahr über an 99 (105) Tagen bis mindestens zur Windstärke sechs (39 km/h und mehr) auf, und an 27 (26,4) Tagen wurden Nah- oder Ferngewitter registriert. Nebel gabs nur an 25 (37,8) Tagen, und die Sonne schien am Beobachtungsort - wie bereitsangeführt -
1926,9 Stunden lang. Im Durchschnitt der vorausgegangenen sechs Jahre waren es 1756,5 Stunden.
Doch was waren nun die besonderen Wettererscheinungen in den einzelnen Monaten des Jahres 1997? Die in Klammern angegebenen Werte geben die Monatsdurchschnittstemperatur und die Monatsniederschlagssumme an.
Januar: Der Januar geizte zwar mit Schnee und anderweitigen Niederschlägen, doch eine geschlossene Schneedecke lag bis zum 18. Januar. Der meiste Schnee davon stammte noch vom vorausgegangenen Dezember. Strammer Frost bis zur Monatsmitte verhinderte jedoch ein früheres Abtauen. Europa war zum Jahreswechsel fest im Griff von Väterchen Frost - und Menschen erfroren in Europa zu jener Zeit. Bei uns war der Neujahrstag mit einer Tiefsttemperatur von minus 15,6 Grad der kälteste Tag vom Januar und auch vom ganzen Jahr 1997. (-2,2 Grad Celsius / 9,6 Liter pro Quadratmeter).
Februar:. Ganz anders der Februar. Dieser Monat war überdurchschnittlich warm und stürmisch. Besonders schöne und frühlingshafte Tage erwischten die Narren zwischen dem 6. und 10. Februar. Stare wurden gesichtet und Schneeglöckchen und Krokusse blühten auf. Um die Monatsmitte wars besonders stürmisch. Während eines winterlichen Frontgewitters zeigte der Windmesser am 18. Februar eine Spitzenböe mit 101 km/h an. (plus 4,4 Grad Celsius / 57,7 Liter pro Quadratmeter).
März: Auch der März war zu warm. Grünendes Gras, aufblühende Blumen und Bäume - die Natur zeigte es allenthalben an. Am 2. März wurden plus 20,4 Grad registriert. Im letzten Monatsdrittel wurde es dann ab wieder unbeständiger. In diese Zeit fiel auch Ostern mit einem besonders wetterwendischen Karfreitag am 28. März. (6,6 Grad Celsius / 35,6 Liter pro Quadratmeter).
April: Bis aufs Zehntel Grad genau war der April gleich warm/kalt wie der vorausgegangene März. Doch der April hatte 16 Frosttage (acht Tage mehr wie der März) und die setzten den frühblühenden Obstbäumen arg zu. Ansonsten war der April sehr sonnig, und deshalb war auch dieser Monat zu trocken. Die letzte geschlossene Schneedecke im Frühjahr gabs übrigens am 20. April. (6,6 Grad Celsius / 34,1 Liter pro Quadratmeter).
Mai:. Ganz das Gegenteil von kühl und naß und sonnenscheinarm war der Mai. Auch die Eisheiligen wurden ihrem Ruf überhaupt nicht gerecht. Am Tag der "kalten Sophie" Donnerstag, 15. Mai, wurde der erste Sommertag des Jahres mit plus 25 Grad registriert. Kältester Tag im ganzen Mai dagegen war Christi Himmelfahrt (8. Mai) mit einem Tiefstwert von gerade plus 1 Grad. Das letzte Monatsdrittel war relativ kühl - aber trocken und überaus sonnenscheinreich. ( 13,0 Grad Celsius / 32,1 Liter pro Quadratmeter).
Juni:. Allein an 20 Tagen regnete es im Juni 1997 und in der Summe 152,9 Liter/Quadratmeter. Somit setzte der Juni schwungvoll zur Regenaufholjagd an. Denn auch schon bis dahin war das Jahr zu trocken. Regenreichster Tag war der astronomische Sommerbeginn (21. Juni) mit 33,7 Litern. Tage mit über 30 Grad gabs im Juni 97 auch noch keine. Trotzdem lag das Monatsmittel knapp über dem Durchschnitt. (15,3 Grad Celsius / 152,9 Liter pro Quadratmeter).
Juli: Auch der Juli ließ den Sommer noch im Regen stehen. Der Monat war gegenüber dem Durchschnitt um rund ein Grad zu kalt. Auch in diesem Monat gabs keine heißen Tage mit über dreißig Grad. Trotzdem gabs einige kräftige Wärmegewitter in diesem Monat. Das wohl stärkste war am Sonntag, 13. Juli, und schüttete 32,7 Liter auf jeden Quadratmeter an der Meßstation. Besonders garstig und festfeindlich war das Wochenende vom 18. - 20. Juli. Zum Monatsende hin besserte sich das Wetter etwas und ließ einen Hauch von Sommer verspüren.( 16,2 Grad Celsius / 136,6 Liter pro Quadratmeter).
August: dass man in 1997 überhaupt noch von einem Sommer sprechen konnte, war dem August zu verdanken. Denn von den 31 Sommertagen im Juni, Juli und August, steuerte der August alleine 22 Sommertage mit 25 und mehr Grad bei. Im August kletterten die Temperaturen auch an zwei Tagen über dreißig Grad, wobei Montag, 25. August, mit 31,4 Grad der heißeste Tag des ganzen Jahres 97 war. Gepaart mit Niederschlagsarmut und reichlich Sonnenschein verdiente der August aber das Prädikat "Sommermonat". (18,9 Grad Celsius / 34,5 Liter pro Quadratmeter).
September: Golden machten den September die 244,5 Stunden Sonnenschein. Ansonsten gings mit der Temperatur rauf und runter, und zur Monatsmitte wurde leichter Bodenfrost registriert. Die meiste Sonne erhielt der September aber in der zweiten Monatshälfte. Das stabile Hoch "Ottmar" über der Nordsee bescherte uns zu jener Zeit trockene - doch nicht zu warme Festlandsluft. Es war Altweibersommer. (14,1 Grad Celsius / 38,0 Liter pro Quadratmeter).
Oktober: Der Oktober hatte zwei Gesichter. Zum Monatsanfang zeigte sich der Monat sonnig und warm, herbstlich kühl, trübe und verregnet zur Monatsmitte und wiederum sonnig-golden aber kalt am Monatsende. Die Temperaturspanne reichte von plus 25,6 Grad bis minus 6,9 Grad am Monatsletzten. Am Donnerstag, 23. Oktober, gabs den ersten Frosttag nach dem Sommer 1997. Insgesamt war der Oktober etwas zu kalt, zu trocken und sehr sonnig. (7,8 Grad Celsius / 55,2 Liter pro Quadratmeter).
November: Die Trockenheit hielt auch im November an. Der November 97 war mit 18,1 Liter Niederschlag der trockenste seit Bestehen der Wetterstation. Begonnen hatte der Monat mit ruhigem, sonnigem Spätherbstwetter. Allerheiligen war der sonnigste Tag aber mit minus 5 Grad in der Nacht auch der kälteste Tag des Monats. Am 6. November wurde mit 17 Grad der wärmste Novembertag registriert. Wiederum kühler aber nunmehr trübe das zweite und letzte Monatsdrittel. ( 4,5 Grad Celsius / 18,1 Liter pro Quadratmeter).
Dezember: Entgegen allen vorschnellen Prognosen wurde aus dem Dezember kein knackiger Wintermonat. Weihnachten war mal wieder grün, und der erste Weihnachtsfeiertag war mit 14,1 Grad Celsius und 4,8 Stunden Sonnenschein der sonnenscheinreichste und wärmste Tag des ganzen Monats. Ansonsten ließ sich die Sonne im Dezember sehr selten blicken. Eine geschlossene Schneedecke gabs an neun Tagen. Doch insgesamt war der Monat zu warm aber auch feuchter als üblich. Das Jahr 1997 endete mild und ohne Schnee (+2,4 Grad Celsius / 78,5 Liter pro Quadratmeter).
Alle angeführten Werte wurden in Balingen-Heselwangen, 573 Meter über dem Meer, registriert
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