Karl-Heinz Jetter      Balingen-Heselwangen, 02. Januar 1997

Witterungsverlauf im Jahr 1996

Zu den vielen Rückblicken auf das Jahr 1996 soll sich auch eine Rückschau auf das 96er-Wetter reihen. Wie war das Wetter im vergangenen Jahr - wer erinnert sich? In Balingen-Heselwangen (573 Meter über dem Meer), dem Sitz der meteorologischen Station, liegen Beobachtungswerte über den Temperaturverlauf und Niederschlagsgang erst seit 1979 vor. Danach war es im Durchschnitt der vorausgegangenen 17 Jahre (1979 - 1995) übers Jahr durchschnittlich 8,2 Grad Celsius warm und an Niederschlag (Regen, Schnee, Hagel usw.) fielen zusammengerechnet durchschnittlich rund 900 Liter (genau 902,9) auf jeden Quadratmeter Erdboden bei der Meßstation.

Das Jahr 1996 weist dagegen eine Jahresdurchschnittstemperatur von nur 7,3 Grad Celsius und eine Niederschlagssumme von 848,6 Liter pro Quadratmeter aus.

So gesehen war das Jahr kühler als üblich, und war nach 1980 (mit 7,2 Grad) das zweitkälteste in dem genannten Zeitraum. Wir erinnern uns dagegen: Das Jahr 1994, das als bisher wärmstes Jahr seit Beginn der amtlichen Wetteraufzeichnungen in die baden-württembergische Wetterstatistik einging und in Balingen es auf den Spitzenwert von 9,6 Grad Jahresdurch-schnittstemperatur brachte.
Bewahrheitet sich somit das geflügelte Wort "Schaltjahr ist gleich Kaltjahr?" Die vorhandene Statistik gibt noch keine eindeutige Antwort. Von den Schaltjahren (seit 1979) waren 1980, 1984 und jetzt 1996 kälter als üblich, die Schaltjahre 1988 und 1992 dagegen wärmer.

In der Darstellung der Wetterelemente Temperatur und Niederschlag in Form einer Graphik wird augenfällig deutlich, dass im Jahr 1996 die meisten Monate zu kalt waren. Deutlich kälter als üblich waren die Monate: März, September und der Dezember, während ein erkennbares Temperaturplus die Monate: April, Juni, und der November ausweisen. Deutlich sind auch die Unterschiede in der Niederschlags-verteilung übers Jahr. Gegenüber dem Durchschnitt zu trocken waren die Monate Januar bis April und auch der September und Dezember, nässer als üblich waren der Mai und alle Sommermonate.

Noch einige weitere Angaben aus der Wetterstatistik - die in Klammern gesetzten Werte geben die Durchschnittswerte aus den Jahren 1979 - 1995 an bzw. beziehen sie sich auf das angegebene Jahr.

Der Winter 95/96 und zum Jahresende 96 hin enttäuschte nicht in den Maßen wie in den Vorjahren. Immerhin lag im ganzen Jahr 1996 an 39 (37,6) Tagen eine geschlossene Schneedecke. Am Stück - über eine Woche hinausgehend - hatte eine Schneedecke vom 13. - 25. Februar 96 und jetzt ab dem Heiligabend 1996 Bestand. Zählt man allen gefallenen Neuschnee zusammen, so kamen auf Stationshöhe 65 cm zusammen. Frosttage gabs 120 (101,8) und Eistage, an denen es ganztägig unter Null Grad bleibt, wurden 31 (21,5) gezählt. Die tiefste Temperatur im ganzen Jahr wurde am 29. Dezember 1996, mit minus 19,4 Grad gemessen. Die frostfreie Zeit dauerte im Jahr 1996 vom 17. April bis zum 02. Oktober - also 169 (162,4) Tage. Nach einer zusammenfassenden Bewertung war das Frühjahr zu trocken und war bis auf den April auch zu kalt.
Der Sommer setzte im Juni ein und war danach schon wieder zu Ende. Insgesamt wurden nur 26 Sommertage gezählt, an denen die Temperatur auf 25 und mehr Grad anstieg. Im angeführten Jahr 1994 gab es dagegen 48 Sommertage und im Durchschnitt seit 1979 sind es immerhin 40,2 Sommertage. Also so beurteilt, war der Sommer 96 deutlich schlechter als der durchschnittliche Sommer. In die Sommertage eingerechnet sind auch die nur zwei (5,9) heißen Tage des ganzen Sommers- auch Tropentage genannt (mit 30 und mehr Grad), und beide waren im Juni, wobei die höchste Temperatur am Freitag, 7. Juni 1996, mit 30,8 Grad Celsius gemessen wurde.
Einen und mehr als einen Liter pro Quadratmeter hat es an 116 (130,5) Tagen geregnet. Der niederschlagsreichste Tag an der Meßstelle war Sonntag, 7. Juli, mit 45,8 Litern pro Quadratmeter. Der Wind frischte an 77 (109)Tagen bis mindestens zur Windstärke sechs (39 km/h und mehr) auf, und an 24 (26,6) Tagen wurden Nah- oder Ferngewitter registriert. Nebel gabs an 35 (38) Tagen, und die Sonne schien am Beobachtungsort - trotz eines Wärmemangels - "immerhin" 1775,4 Stunden lang. Im Durchschnitt der vorausgegangenen sechs Jahre waren es 1753,3 Stunden.

Doch was waren nun die besonderen Wettererscheinungen in den einzelnen Monaten des Jahres 1996? Die in Klammern angegebenen Werte geben die Monatsdurchschnittstemperatur und die Monatsniederschlagssumme an.

Januar: Der Januar geizte nicht nur mit Schnee. Es war auch so trocken wie wohl noch nie. In der Summe kamen nicht einmal drei Liter Niederschlag zusammen. Relativ winterlich kalt war es nach dem Monatsanfang und im letzten Monatsdrittel. Im gesamten gesehen war der Januar um rund ein Grad kälter als üblich. Die Sonnenscheindauer lag etwas über dem Durchschnitt, in den Niederungen waren es weniger - auf den Höhen gabs mehr Sonnenscheinstunden.(-1,3 Grad Celsius / 2,9 Liter pro Quadratmeter).

Februar:. Winterlich kalt und sonnig zeigte sich der Februar, und endlich gabs auch mal wieder Schnee. Vom 13. bis zum 25. Februar lag eine geschlossene Schneedecke, die am 15. des Monats 14 cm mächtig war. 23 Frosttage und neun Eistage wurden registriert. Aber auch die Sonne verwöhnte einen. Besonders im letzten Monatsdrittel gabs einige Tage mit schon mehr als neun Stunden ununterbrochenem Sonnenschein. (- 1,2 Grad Celsius / 32,3 Liter pro Quadratmeter).

März: Der März, sonst schon der erste Vorbote des Frühlings zeigte uns eine kalte und trockene Schulter. Frau Holle machte Überstunden und Väterchen Frost zog sich nur zeitweilig in die Berge zurück. Bis auf minus 13,4 Grad sackte die Temperatur ab. Dieser Wert war für 11 Monate des Jahres der tiefste, bis er dann an einigen Tagen im kalten Dezember übertroffen wurde. Lediglich um den 20. März herum, konnte man den Frühling ahnen. Nach einem zu kalten und zu trockenen Januar und Februar auch ein zu kalter und zu trockener März. (1,6 Grad Celsius / 38,0 Liter pro Quadratmeter).

April: Nach den zu kalten vorausgegangenen Monaten zeigte sich der April von einer ungewohnten, diesmal angenehmen Seite. Nach einem kalten Start mit Frosttagen bis zum Ostersonntag, 7. April, setzte dann der Frühling ein. Nach kurzer Unterbrechung mit erneutem Frost und Schnee zur Monatsmitte kletterte die Temperatur dann am 19. April erstmals auf über 20 Grad. Das war dann nochmals vier mal der Fall. Jetzt öffneten auch die Kirschbäume und die Schlehen ihre Blüten, und überall konnte man sonnenhungerigen und wärmeliebenden Menschen begegnen. Dies alles verdankten wir der Sonne, sie schien über Soll- 182,8 Stunden lang. Dagegen war auch dieser Monat zu trocken. (8,1 Grad Celsius / 37,4 Liter pro Quadratmeter).

Mai:. Kühl und naß und sonnenscheinarm war der Mai. An 19 Tagen regnete es mehr als einen Liter pro Quadratmeter. Doch die 140 Liter, die zusammenkamen, machten wenigstens einen Teil der bis dato fehlenden Bodenfeuchtigkeit wieder gut. Die Eisheiligen waren verregnet und Frost gabs im ganzen Mai nicht mehr. Muttertag und Pfingsten waren wettermäßig garstige Tage, aber Vatertag (Christi Himmelfahrt) war dann besser als vorausgesagt. Wetterbesserung mit sommerlichen Temperaturen trat erst zum Monatsende hin ein. ( 11,3 Grad Celsius / 140,1 Liter pro Quadratmeter).

Juni:. Der Juni 1996 war am Anfang sommerlich warm, nach Unwettern zur Monatsmitte zu kalt und nach kurzer Erholung zum Monatsende hin wiederum kühl und regenerisch. Insgesamt gesehen weist jedoch der Juni ein Wärmeplus von einem Grad gegenüber dem Durchschnitt aus. Auch Sonne gabs reichlicher als üblich aber auch rund 60 Prozent mehr Regen. Von den Sommermonaten war der Juni der beste. Alle zwei Tropentage und der heißeste Tag des Jahres (30,8 Grad am 7. Juni) waren im Juni. Negativposten im Juni waren die heftigen Unwetter zwischen dem 8. und 12. Juni. Aus fast allen Kreisgemeinden wurden von Unwetterschäden berichtet. An der Beobachtungsstation fielen am Mittwoch, 12. Juni, innerhalb von 20 Minuten 37,4 Liter Niederschlag. (15,7 Grad Celsius / 162,0 Liter pro Quadratmeter).

Juli: Der zweite Sommermonat, der Juli, erreichte sein Temperatursoll nicht ganz. Bei uns und im Vergleich mit den Werten seit 1979 war er um 1,3 Grad kälter als üblich. Besonders im ersten Drittel war der Juli zu kalt und zu naß. Vom Sonntagnachmittag, 7. Juli, bis zum Nachmittag des darauffolgenden Tages regnete es ununterbrochen, und in der Summe kamen stolze 67,6 Liter pro Quadratmeter zusammen. Ruhiger und beständiger wurde es im zweiten Monatsdrittel. Ein kräftiges Hoch über Nord- und Ostsee ließ trockene aber relativ kühle Festlandluft zu uns fließen. Da gab es täglich zehn bis 14 Stunden Sonnenschein, der Nordostwind verhinderte aber, dass die Temperaturen in tropische Bereiche hinein stiegen.( 16,2 Grad Celsius / 122,5 Liter pro Quadratmeter).

August: Nur sechs Sommertage steuerte der August zum Sommer 96 bei. In den vorausgegangenen Jahren waren es im Durchschnitt 13 Sommertage. Die Temperaturspanne reichte von 29,4 Grad bis 8 Grad Celsius, wobei es im ersten Monatsdrittel am wärmsten war, auch wenn es in dieser Zeit im Rahmen von Gewittern des öfteren geregnet hat. Am 27. August baute sich in den frühen Abendstunden ein kurzer aber kräftiges Gewitter auf , aus dem in Zugrichtung des Gewitters - in etwa einem Kilometer breiten Streifen - ein Hagelschauer niederging, der zwischen Geislingen und Balingen, in Ostdorf und Bisingen die Landschaft mit Eis bedeckte. (16,2 Grad Celsius / 105,8 Liter pro Quadratmeter).

September: Mit dem September begann der meteorologische Herbst. In diesem Jahr konnte man meinen, der September wolle sich mit dem Winter anfreunden, denn dieser Monat war nicht nur zu trocken, sondern auch um rund drei Grad zu kalt. Am 8. September gabs den ersten Bodenfrost, und Reif bedeckte des öfteren die bodennahen Pflanzen. Neblig trüb auch der astronomische Herbstanfang, 22. September. Dann die große Überraschung: Am Monatsletzten gabs strahlenden Sonnenschein und noch einen Sommertag mit 25,1 Grad Celsius. (9,9 Grad Celsius / 32,0 Liter pro Quadratmeter).

Oktober: Am dritten Oktober wurde der erste Frosttag nach dem Sommer 96 registriert. Insgesamt gesehen verdiente der Oktober nicht das Prädikat ein "goldener Oktober" gewesen zu sein. Im Witterungsverlauf zählt er eher zu den mittelmäßigen Monaten und dies sowohl, was die Temperatur, den Niederschlag als auch den Sonnenschein anbelangt. Stürmisch - bis Windstärke 9 (75 - 88 km/h) - wurde es noch am Monatsende . (9,0 Grad Celsius / 69,2 Liter pro Quadratmeter).

November: Der November zählt zu den wenigen Monaten, die etwas wärmer als üblich waren. Dieses Wärmeplus bezog der November aus der ersten Monatshälfte, danach war er dem Durchschnitt entsprechend und zum Ende hin winterlich angehaucht. Besonders trist war das zweite Monatsdrittel. Vom elften bis zum 20. November schien die Sonne nur insgesamt elf Stunden. Am 14. November mischten sich unter den Regen auch die ersten Schneeflocken. Zu einer geschlossenen Schneedecke kam es aber auf Stationshöhe erstmals am 19. November. ( 4,3 Grad Celsius / 63,0 Liter pro Quadratmeter).

Dezember: Zu einem knackigen Wintermonat entwickelte sich der Dezember im letzten Monatsdrittel. Davor war er temperaturmäßig mehr durchschnittlich und trocken. Nach einem Eisregen mit tückischem Glatteis am 23. des Monats setzte Schnee ein und bescherte uns "Weiße Weihnachten". Dazu wurde es bitter kalt. Jeder Tag nach Heiligabend war ein Eistag, d. h. die Temperatur blieb ganztägig unter Null. Der kälteste Tag des Dezembers und des ganzen Jahres 96 war der 29. Dezember mit dem Tiefstwert von -19,4 Grad und einer Tagesmitteltemperatur von minus 15,1 Grad Celsius. Mit strengem Frost und einer schneebedeckten Landschaft endete das Jahr 1996. (-1,8 Grad Celsius / 43,4 Liter pro Quadratmeter).

Alle angeführten Werte wurden in Balingen-Heselwangen, 573 Meter über dem Meer, registriert

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