Witterungsverlauf Juni 2022 Witterungsverlauf Juni 2022

Witterungsverlauf Juni 2022


Viel zu warm, überaus sonnig, viele Gewitter und auch nässer als üblich – so lautet die Kurzbilanz über den Witterungsverlauf im Juni 2022.

Den Beleg dafür liefern die Messwerte. Im Mittel der ab 2021 gültigen Vergleichsperiode von 30 Jahren (1991 – 2020) war der Juni an der Station 16,7 Grad warm, es regnete durchschnittlich 91,8 Liter/Quadratmeter, und die Sonne schien durchschnittlich 229,3 Stunden. Der diesjährige Juni brachte es dagegen auf eine Durchschnittstemperatur von 19,4 Grad – also um 2,7 Grad zu warm, 301,8 Stunden Sonnenschein (132%) und 122,2 Liter Niederschlag (133%) auf jeden Quadratmeter an der Messstelle. Mit diesen Messwerten wurde der Juni 2022 zum drittwärmsten in der Vergleichsperiode. Das Prädikat: „Sommermonat“ hat der diesjährige Juni auch durch seine 15 Sommertage mit jeweils 25 Grad und mehr (8 sind es durchschnittlich) und mit den 3 „Heißen Tagen“ mit 30 und mehr Grad in diesem Jahr verdient.

Durchschnittlich gibt es im Juni nur 1,2 „Heiße Tage“. Der diesjährige Juni begann mit einer verregneten Woche, wobei das Nass nach dem viel zu trockenen Mai bei der Natur allerdings sehr willkommen war. In der Regensumme kamen in der ersten Woche an der Station 49,8 Liter zusammen. Das meiste davon bei den zwei Gewittern am 5. und am 7. Juni mit 14,3 Litern am 4. und 23.5 Litern pro Quadratmeter am 7. Juni. Doch wie das bei Gewittern so üblich ist, entladen sie sich und laden unterschiedlich aus. Die im Landkreis betriebenen Stationen des DWD meldeten: Balingen-Bronnhaupten am 4. Juni 15,6 l/m² und 6,4 l/m² am 7. Juni, Hechingen 37,8 l/m² und 0,6 l/m² und Meßstetten 7,7 l/m² am 04. und 1,8 l/m² am 7. Juni.

Übrigens: Am 5. Juni war Pfingsten - ein mäßig warmer und verregneter Tag. Trotzdem konnte die erste Juniwoche 59,5 Stunden Sonnenschein ausweisen. In der zweiten Juniwoche und auch noch übers zweite Monatsdrittel hinweg wurde es zunehmend trockener und sommerlicher. Die Quecksilbersäule des Maximum-Thermometers kletterte bis auf den Monatshöchstwert und bis jetzt auch auf den Jahreshöchstwert von 34,7 Grad am 19. Juni. Mit diesem Wert wurde der 19. zum zweitwärmsten Junitag seit 1980 und nur der 9. Juni 2014 war mit 34,8 Grad um ein Zehntel Grad wärmer. Das zweite Monatsdrittel kann auch 9 „Sommertage“ (25,0 und mehr Grad) und alle 3 „Heiße Tage“ (30,0 und mehr Grad) vorweisen. Verursacher für diese hochsommerliche Phase waren die 135 Sonnenscheinstunden in der zweiten Dekade.

Übrigens: Alle Monate in diesem Jahr waren bisher sonniger als üblich. Durchschnittlich (1991 – 2010) scheint die Sonne von Januar bis Juni 945,5 Stunden – heuer sind es schon 1301,9 Stunden. Am 21. Juni war in diesem Jahr der astronomische und kalendarische Sommeranfang. Gäbe es an der Messstation keinen Schatten der Berge, so bliebe zum Sommeranfang die Sonne 16 Stunden und 12 Minuten über dem Horizont. Um 13.25 Mitteleuropäischer Sommerzeit steht an diesem Tag bei uns die Sonne genau im Süden und erreicht ihren Höchststand von rund 65 Grad über dem Horizont. Nach der Sommersonnwende wird der Einfallswinkel der Sonnenstrahlen wieder flacher und die Nächte werden wieder länger. Heuer war der 21. Juni ein durchwachsener Sommertag. Die Temperatur kletterte auf 28,7 Grad, und die Sonne schien 9,1 Stunden. Gelegentlich donnerte es. Im letzten Monatsdrittel blieben die Tageshöchsttemperaturen etwas niedriger. An 7 Tagen regnete es, und von den insgesamt 9 Tagen mit Gewitter wurden 4 im letzten Monatsdrittel registriert. Alle kamen aus Südwesten – aus der Burgundischen Pforte bzw. über den Schweizer Jura herangezogen. Beim Gewitter am 24. Juni fielen nach Angaben des DWD an der Station Meßstetten-Appental insgesamt 40,8 Liter und davon 35 Liter innerhalb nur einer Stunde – das war heftig. Trotzdem und im gesamten betrachtet blieb aber der Zollernalbkreis von schweren Gewitterschäden verschont.

Der 27. Juni wird auch als "Siebenschläfertag" bezeichnet. An diesem Tag soll sich das Wettergeschehen der folgenden sieben Wochen entscheiden. Bauernregeln zum Siebenschläfertag gibt es viele: "Das Wetter am Siebenschläfertag sieben Wochen bleiben mag", "Scheint am Siebenschläfer die Sonne, gibt es sieben Wochen Wonne" oder "Werden die sieben Schläfer nass, regnet's noch lange Fass um Fass". Und was hat das nun mit dem Wetter zu tun? Der Siebenschläfertag gilt als meteorologische Singularität, also als Witterungsregelfall. Etabliert sich dabei hoher Luftdruck über Skandinavien oder entsteht eine Hochdruckbrücke über die Britischen Inseln hinweg bis zum Azorenhoch, führt das in Mitteleuropa oft zu trockenem und sehr warmem Badewetter. Wird hingegen bei einer sogenannten "zyklonalen Westlage" feuchte Atlantikluft nach Mitteleuropa geführt, ist der Regenschirm durchaus auch mal ein sinnvoller Begleiter. Dann stellt sich eine wechselhafte und eher kühle Witterung ein. Die Siebenschläfer-Bauernregel hat im Vergleich zu anderen meteorologischen Singularitäten (z.B. den Eisheiligen) vergleichsweise eine hohe Trefferquote. Statistische Auswertungen des DWD ergaben, dass die Eintrittswahrscheinlichkeit der Siebenschläferregel bei rund 66 Prozent liegt. Ganz so einfach ist es aber leider nicht: Offiziell gilt zwar der 27. Juni als Siebenschläfertag, berücksichtigt man die gregorianische Kalenderreform, fällt er aber auf den 7. Juli (1582 gab es eine zehntägige Verschiebung). Außerdem sollte man es mit dem Siebenschläfertag nicht ganz so genau nehmen und sich dabei nicht auf einen bestimmten Tag festlegen, sondern vielmehr den gesamten Zeitraum Ende Juni/Anfang Juli berücksichtigen. Zusammengefasst lässt sich sagen, dass es nur wenig Sinn macht, das Wetter der nächsten Wochen an einem bestimmten Tag festzumachen. Mit hundertprozentiger Sicherheit lässt sich wohl nur sagen: "Fliegt der Bauer übers Dach, ist der Wind weiß Gott nicht schwach". Man wird sehen – heuer regnete es am Siebenschläfer in der Nacht und am Abend. Für die Abendstunden des letzten Junitages waren schwere Gewitter vorhergesagt und die Warnmeldungen folgten kurz aufeinander. Letztendlich hörte man an der Station nur ein gelegentliches Donnern – die angesagten Gewitter entluden sich weiter nördlich. Regen fiel aber trotzdem vom 30. Juni auf den 1. Juli, und der erhöhte die Monatsniederschlagssumme um weitere 17,4 Liter.

Noch ein paar weitere Zahlen für die Statistik: Die Monatsdurchschnittstemperatur des Juni 2022 betrug plus19,4 Grad. Vergangenes Jahr waren es 18,8 Grad, und im Durchschnitt seit 1991 bis 2020 ist es bei uns im Juni plus 16,7 Grad warm. Fünfzehn Sommertage (25 und mehr Grad) – (8 sind es durchschnittlich) kann der diesjährige Juni vorweisen. „Heiße Tage“ mit 30 und mehr Grad gab es drei. Regentage, mit einem oder mehr als einem Liter pro Quadratmeter wurden 16 gezählt und in der Summe kamen 122,2 Liter Niederschlag zusammen. Im Jahr 2021 regnete es im Juni den Rekordwert von 199,8 Litern, und im Durchschnitt seit 1991 - 2020 fielen bei uns 91,8 Liter/Quadratmeter. Nebel wurde an der Station keiner registriert, doch an 9 Tagen zogen Gewitter über uns hinweg – 4,6 Gewitter gibt es durchschnittlich. Der Wind frischte heuer an 4 Tagen bis auf Windstärke 6 (39 und mehr km/h) auf. Die Sonne schien an der Beobachtungsstation 301,8 Stunden - im vorausgegangenen Juni 2021 waren es 275,7 Stunden und seit 1991 bis einschließlich 2020 gab es durchschnittlich im Juni 229,3 Sonnenscheinstunden.

Alle angeführten Werte wurden in Balingen-Heselwangen, 573 Meter über dem Meer registriert.

Karl-Heinz Jetter