Witterungsverlauf Juli 2011

Witterungsverlauf im Juli 2011

Von Januar bis Juni waren alle Monate zu trocken. Jetzt meinte der Juli das Fehl ausgleichen zu müssen. Der Monat fiel daher deutlich zu nass aber auch zu kalt und zu dunkel aus. Sommer wo bleibst du nur?

Im Vergleichszeitraum (1981 - 2010) gerechnet war es bei uns im Juli durchschnittlich 17,9 Grad warm, an Niederschlag fielen im Schnitt 94,0 Liter pro Quadratmeter und die Sonne (1991 - 2010 gerechnet) schien durchschnittlich 240,0 Stunden. Der Juli 2011 bringt es zum Vergleich auf eine Mitteltemperatur von nur 15,9 Grad, 160,3 Liter Niederschlag und 223,9 Sonnenscheinstunden.

Mit einem Kaltstart begann das Juliwetter. Gerade Mal 10,8 Grad betrug die Tagesmitteltemperatur am Monatsersten, erreichte im Maximum nur 16,0 Grad und sank in der Folgenacht auf den Monatstiefstwert von 5,1 Grad ab. Die Tage danach wurden aber dann deutlich besser und sommerlicher, und ab dem 4. Juli gab es dann bis zum 10. des Monats 6 Sommertage mit Tageshöchsttemperaturen von 25 und mehr Grad.

In diesen Zeitraum fiel auch der Siebenschläfertag - an sich bereits am 27. Juni - doch durch die Kalenderreform unter Papst Gregor im Jahr 1582 hat er sich auf den 7. Juli verschoben. Der Siebenschläfertag zählte für unsere bäuerlichen Vorfahren zu den sogenannten Lostagen. Das sind Tage aus deren Wetter Vorhersagen für die zukünftige Witterung möglich sein sollen. Zahlreiche Bauernregeln sind daraus entstanden. So zum Beispiel: " Wenn die Siebenschläfer Regen kochen, so regnets ganze sieben Wochen" und "Scheint am Siebenschläfer die Sonne, gibt es sieben Wochen Sonne".

Heuer hat es am 27. Juni nicht geregnet - aber am Donnerstag, 7. Juli, so heftig, wie noch an keinem anderen 7. Juli aus 30 Jahren davor. Bei dem nachmittäglichen Gewitter fielen an der Messstelle innerhalb von 10 Minuten 20,5 Liter pro Quadratmeter. Nach dem ersten Gewitter zeigte der Regenmesser in Balingen-Heselwangen 34,0 Liter an. Doch das war noch nicht das Ende. Nachfolgende leichtere Gewitter zogen über uns hinweg oder streiften uns bis in den Folgetag hinein und ließen aus ihren Wolken nochmals 28,5 Liter fallen. In der Summe füllten dann 62,5 Liter/Quadratmeter den Regenmesser. Das ist der bisher höchste Niederschlagswert in diesem Jahr. Wie unterschiedlich Gewitterregen ausfallen können zeigte sich aber wieder an diesem Tag. An der in Luftlinie nur 5 km entfernten Station Bronnhaupten hat es im gleichen Zeitraum "nur" 42,7 Liter/Quadratmeter geregnet. Somit wurden durch diesen Extremregen am 7. Juli besonders die nördlichen und östlichen Stadtteile von Balingen betroffen.

Übrigens: Nach wissenschaftlichen Untersuchungen trifft diese Bauernregel für den Siebenschläfertag (genauer: Das Wetter in der ersten Juliwoche) zu 60 bis 70 Prozent zu, weil sich in diesem Zeitraum bestimmte Großwetterlagen einstellen, die sich dann längerfristig erhalten. Bis jetzt - in den ersten drei Wochen nach Siebenschläfer -scheint diese Wetterregel einzutreffen, denn abgesehen von dem kurzen sommerlichen Zwischenspiel mit dem einzigen heißen Tag im Juli mit 31,1 Grad Celsius am 12. des Monats gab es danach vorwiegend kühles und verregnetes Wetter.

Lag die Mitteltemperatur in den ersten 10 Julitagen noch bei 17,4 Grad Celsius, so lag sie in der zweiten Dekade nur noch bei 16,3 Grad um im letzten Monatsdrittel gar auf 14,4 Grad abzusinken. Besonders unwirtlich war es um den 20. Juli herum - davor und danach kalt und immer wieder Regen. Die Freibäder meldeten Besuchermangel und die Bauern warteten sehnsüchtig darauf, endlich mit der noch ausstehenden Heuernte zu beginnen. Erst ganz zum Monatsende hin beruhigte sich das Wetter und es wurde wieder etwas wärmer - jetzt konnte gemäht werden.

Übrigens: Das Jahr 2011 ist immer noch zu trocken. Im Vergleichszeitraum 1981 - 2010 fielen an der Messstelle in den ersten 7 Monaten des Jahres durchschnittlich 521,3 Liter Niederschlag pro Quadratmeter. Heuer sind es von Januar bis einschließlich dem nassen Juli mit seinen 160,3 Litern in der Summe "nur" und erst 407,8 Liter. Und noch eine Zahl aus der Statistik: Der Juli 2002 war noch eine Spur nässer als der Juli 2011, damals fielen 161,9 Liter Regen pro Quadratmeter.

Noch ein paar weitere Zahlen für die Statistik: Mit einer Monatsmitteltemperatur von 15,9 Grad war der heurige Juli um 3,8 Grad kälter als der vom vergangenen Jahr (Juli 2010: 19,7 Grad) und noch um 2,0 Grad kälter als es der Durchschnittswert (1981 - 2010) mit 17,9 Grad ausweist. Sommertage (25 und mehr Grad) wurden 7 (im letzten Jahr 19) und nur ein heißer Tage mit 30 und mehr Grad registriert. Durchschnittlich gibt es im Juli 13,6 Sommertage, einschließlich 3,1 heißer Tage mit 30 und mehr Grad. Regentage, mit einem oder mehr als einem Liter pro Quadratmeter wurden 14 gezählt (letztes Jahr eben- falls 14), und in der Summe kamen 160,3 Liter zusammen. Im Jahr 2010 waren es im Juli 134,6 Liter und im Durchschnitt des Vergleichszeitraumes sind es 94,0 Liter/Quadratmeter. Nebel gab es auf Stationshöhe an keinem einzigen Tag. Gewittert hat es nennenswert an 6 Tagen, und der Wind frischte an 5 Tagen bis auf Windstärke 6 (39 und mehr km/h) auf. Die Sonne schien an der Beobachtungsstation 223,9 Stunden - im Juli vom letzten Jahr waren es 283,8 Sonnenscheinstunden - und im Vergleichszeitraum gab es durchschnittlich im Juli 240,0 Sonnenscheinstunden.

Alle angeführten Werte wurden in Balingen-Heselwangen, 573 Meter über dem Meer, registriert.

Karl-Heinz Jetter