"Ist der Mai kühl und nass -
füllts dem Bauern Scheun und Fass" ist wohl die bekannteste
Wetterregel für diesen Monat. Wenn es nach dieser Wetterregel gehen
sollte, so sieht es schlecht für die zu erwartende Ernte aus, denn der
Mai war zu warm und zu trocken.
Seit 1979 gerechnet hat es im Mai durchschnittlich 106,6 Liter auf jeden
Quadratmeter an der Messstelle geregnet - heuer wurden mit 35,9 Litern
gerade mal ein Drittel dieser Durchschnittsmenge registriert. Bei der
Temperatur sind 12,4 Grad der Durchschnitt - in diesem Jahr errechnet sich
dagegen für den Mai ein Monatsmittel von 14,7 Grad.
Abgesehen von ein paar Tropfen am Monatsersten, dem Himmelfahrtstag in
diesem Jahr, hat es bis zur Monatsmitte nicht mehr geregnet. In der ersten
Monatshälfte war es zudem tagsüber angenehm warm und sonnig. Von
den 242,1 Sonnenscheinstunden im Mai entfallen auf die ersten 15 Tage schon
173,8 Stunden. In diese Zeit fiel auch in diesem Jahr Pfingsten (11. Mai) -
gefolgt von den "Eisheiligen" vom 12. - 15. Mai. "Vor Nachtfrost du nicht
sicher bist, bevor Sophie (15. Mai) vorüber ist. Die "Eisheiligen"
Pankratius, Servatius und Bonifatius sowie die "Kalte Sophie" stehen
für einen Kälteeinbruch zwischen dem 12. und 15. Mai. So
wenigstens ist es hie und da nachzulesen. Langjährige
Wetterbeobachtungen zeigen jedoch, dass ein Temperatursturz gehäuft
erst um den 20. Mai herum auftritt. Stimmen etwa die "Eisheiligen" heute
nicht mehr. Des Rätsels Lösung findet sich in der Geschichte
unseres Kalenders. 1582 hat Papst Gregor eine Kalenderreform veranlasst,
wodurch die bis dahin aufgetretenen Unterschiede zum Sonnenjahr korrigiert
wurden. Der Tag des Pankratius 12. Mai lag vor der Reform auf dem Tag, der
heute dem 22. Mai entspricht. Mit den Auswirkungen der "Eisheiligen" ist
deshalb erfahrungsgemäß erst in der Zeit vom 19. bis zum 22. Mai
oder bis noch etwas später zu rechnen. Und so war es auch heuer. Nach
der Monatsmitte wars rum mit dem schönen Wetter - es kam Regen auf und
mit der Temperatur gings steil bergab.
Der im Mai durchschnittlich kälteste Tag war der 21. Mai mit einer
Tagesdurchschnittstemperatur von 8,8 Grad und einer
Tageshöchsttemperatur von nur noch 10,3 Grad. Manche Heizung wurde an
diesem Tag wieder eingeschaltet. Doch Frost gab es an keinem einzigen Tag
im Mai - auch von Bodenfrost blieben wir verschont.
Zum Monatsende hin gings dann wieder mit der Temperatur steil bergan. Am
Montag, 26. Mai, wurde der erste Sommertag in diesem Jahr (25 und mehr
Grad) registriert. Tags darauf wurde dann die Monatshöchsttemperatur
von 29,4 Grad gemessen. Mit der Hitze stieg auch die Gewittergefahr. Doch
wie unterschiedlich sie sich entladen und zu Unwetter werden, das zeigte
sich wieder mal am Donnerstag, 29. Mai. Während es in dieser Nacht zum
Freitag am Beobachtungsort nur tröpfelte und heftiges Wetterleuchten
im Südwesten und Westen zu sehen war, ging gleichzeitig über den
Schlichemtalgemeinden und weiteren westlichen Kreisgemeinden ein
Hagelschauer nieder, der mit taubeneigroßen Hagelkörner
erhebliche Schäden in Gärten und Feldflur aber auch an
Gebäuden und Autos anrichtete.
Noch ein paar weitere Zahlen für die Statistik: Die
Monatsdurchschnittstemperatur des Mai 2008 betrug plus 14,7 Grad.
Vergangenes Jahr lag sie bei plus 14,4 Grad und im Durchschnitt seit 1979
bis 2007 war es bei uns im Mai plus 12,4 Grad warm/kalt. Frosttage wurden
im Mai nicht mehr registriert - auch von Bodenfrost blieben wir verschont.
Fünf Sommertage (25 und mehr Grad) wurden registriert. Geschneit hat
es im diesjährigen Mai auf Stationshöhe nicht mehr, und
Regentage, mit einem oder mehr als einem Liter pro Quadratmeter, wurden
auch nur 6 gezählt. In der Summe kamen magere 35,9 Liter zusammen. Im
Jahr 2007 waren es im Mai dagegen 164,7 Liter, und im Durchschnitt seit
1979 - 2007 sind es 106,6 Liter pro Quadratmeter. Nebel gab es auf
Stationshöhe an drei Tagen. Gewittert hat es nennenswert an 2 Tagen,
wobei das Kreisgebiet unterschiedlich von diesen Gewittern heimgesucht
wurde. Der Wind frischte an 6 Tagen bis auf Windstärke 6 (39 und mehr
km/h) auf, und die Sonne schien an der Beobachtungsstation 242,1 Stunden
(letztes Jahr 224,5 Stunden) und seit 1990 bis einschließlich 2007
sind es durchschnittlich im Mai 210,5 Sonnenscheinstunden.
Alle angeführten Werte wurden in Balingen-Heselwangen, 573 Meter
über dem Meer registriert.
Karl-Heinz Jetter