Mit eiserner Strenge bestimmte der Winter zwei Drittel des Wettergeschehens vom März 2006. Das Wetter im letzten Monatsdrittel überließ er dem Frühling und dies anständigerweise und pünktlich ab dem kalendarischen Frühlingsanfang.
Der Lenz ließ in diesem Jahr Mensch und Natur sehnsüchtig auf sich warten, denn der Winter hatte bis dahin Land und Leute fest im Griff. Januar und Februar waren schon gegenüber ihren Durchschnittswerten zu kalt und auch bis Mitte März zeigte der Winter nochmals seine ganze Kraft. Bis einschließlich dem 20. des Monats war der März gegenüber seinem Durchschnittswert um 5,4 Grad zu kalt. Die frühlingshaften Temperaturen im letzten Monatsdrittel ließen dann dieses Minus auf 2,1 Grad sinken, doch mit einer Mitteltemperatur von gerade mal 2,3 Grad gegenüber dem Durchschnittswert von plus 4,4 Grad zählt der März 2006 zu den kältesten seit 1979. Und Schnee gabs in diesem Monat auch zuhauf. Zum Monatsanfang stürzten in Bayern Dächer unter den Schneelasten ein und Katastrophenalarm wurde ausgelöst. Wenige Tage später sollte es auch uns treffen. In der Frühe des Freitags, 3. März, lagen 11 cm Schnee, der dann bis zum Abend des selben Tages so gut wie wieder abgeschmolzen war. Doch in der Nacht zum Folgetag fing es wieder zu schneien an und zum Messtermin (06.50 Uhr) am nächsten Morgen lagen wiederum 11 cm Schnee. Richtig dick kam es dann von Samstag auf Sonntag, 5. März. Ununterbrochen schüttete Frau Holle ihre Betten. An Neuschnee kamen 31 cm dazu und so bedeckten am Sonntagfrüh 40 cm Schnee die Balinger Flur auf Stationshöhe in 573 Metern Höhe. Das ist nach dem 24. Februar 1986 mit damals 45 cm die zweitmächtigste Schneedecke, die seit Bestehen der Wetterstation gemessen wurde. Die 31 cm Neuschnee von diesem Tag sind aber Rekord. Unübertroffen ist auch der Wert der Neuschneesumme - 71 cm kommen da zusammen, soviel hat es seit 1979 in einem März noch nicht geschneit und auf den Höhen der Zollernalb dürften es noch deutlich mehr gewesen sein.
Abgeschmolzen ergaben die 31 cm Neuschnee 25,1 Liter Wasser auf den Quadratmeter gerechnet. Alles in allem hat es im diesjährigen März 89,8 Liter geschneit bzw. geregnet. Damit wird das durchschnittliche Niederschlagssoll vom März mit 58 l/m² um 31,8 Liter übertroffen. An dem Anschwellen der Bäche und Flüsse merkte man das, denn die Schneedecke hielt den Plustemperaturen tagsüber nicht lange stand. Von den 40 cm Schnee am 5. März waren auf Stationshöhe am 11 nur noch Flecken übrig.
Im Temperaturverlauf weist das erste Monatsdrittel einen Durchschnitt von - 0,5 Grad, das zweite von minus 1,5 Grad und das letzte von plus 8,2 Grad aus. Der tiefste Wert wurde mit minus 13,0 Grad am 14. März registriert, der höchste zwei Wochen später, am 27. März, mit plus 21,1 Grad. Astronomischer Frühlingsanfang war in diesem Jahr am 20. März. Zur Mittagszeit steigt die Sonne an diesem Tage auf fast 42 Grad an und ab diesem Tag sind die Tage länger wie die Nächte. Heuer wurde der kalendarische Frühlingsanfang seinem Namen gerecht. In die Schneereste schien die Sonne an diesem Tag 9,7 Stunden lang und die Temperatur kletterte doch wenigstens auf 13,1 Grad. Alles in allem ließ sich die Sonne im März aber weniger als gewöhnlich blicken. Zu ihrem Soll von 139,3 Stunden fehlen in diesem Jahr ganze 35,4 Stunden.
Noch ein paar weitere Zahlen für die Statistik: Die
Monatsdurchschnittstemperatur des März 2006 betrug plus 2,3 Grad.
Vergangenes Jahr lag die Durchschnittstemperatur bei plus 4,3 Grad, und
im Durchschnitt seit 1979 bis 2005 war es bei uns im März plus 4,4
Grad warm/kalt. Zusammengezählt wurden noch 20 Frosttage
registriert. Eistage, an denen das Thermometer ganztägig unter
null Grad anzeigt, gab es fünf. Regentage mit einem oder mehr als
einem Liter pro Quadratmeter wurden 15 gezählt, und in der Summe
kamen heuer 89,8 Liter zusammen. Im Jahr 2005 fielen im März 64,8
Liter, und im Durchschnitt seit 1979 - 2005 sind es 58,0 Liter.
Geschneit hat es im diesjährigen März an 11 Tagen und die
Neuschneesumme ergab den Rekordwert von 71 cm. Eine geschlossene
Schneedecke wurde noch an 15 Tagen registriert. Nebel gab es vier
Tagen, ebenfalls an zwei Tagen hat es leicht gewittert, und der Wind
frischte an 10 Tagen bis auf Windstärke 6 (39 und mehr km/h) auf.
Die Sonne schien an der Beobachtungsstation 109,9 Stunden - im Jahr
zuvor waren es 159,6 Stunden und im Schnitt seit 1990 sind es 139,3
Sonnenscheinstunden.
Alle angeführten Werte wurden in Balingen-Heselwangen, 573 Meter über dem Meer registriert.
Karl-Heinz Jetter