"Viel Hopfen - viel Roggen im nächsten Jahr" - "Wie Ägidius (1. September) sich verhält, ist der ganze Herbst bestellt" - An schönen Herbst und gelinden Winter glaubt, werden die Bäume schon im September entlaubt. Doch bleibt das Laub bis in den November hinein, wird strenger Winter ein kurzer sein." Einige Wetterregeln zum eben zu Ende gegangenen Monat September. Der Sommer ist vorüber, und die am Wetter Interessierten rätseln nun, was uns der bevorstehende Herbst und Winter für Wetter bringen wird. Dass dies schon unsere Altvorderen versucht haben, belegen die oben angeführten Wetterregeln. Damals wie heute blieben es jedoch allemal Versuche. Einander widersprechende Wetterregeln beweisen dies, und auch heute traut sich kein ernst zu nehmender Meteorologe, eine längerfristige, über Wochen hinausgehende, Wettervorhersage zu machen. Das Wetter ist allemal für Überraschungen gut. Nach einem überaus kalten September im Jahr 1996 mit einer Durchschnittstemperatur von nur 9,9 Grad Celsius betrug das Monatsmittel im Jahr 1999 stolze 16,0 Grad, und heuer 14,6 Grad. Das ist immer noch 1,4 Grad wärmer als es der Durchschnitt seit 1979 gerechnet für den September (13,2 Grad) ausweist. Der September ist gleich dem März ein Übergangsmonat mit großen Schwankungen in der Temperatur, Niederschlag und Sonnenschein. Von Jahr zu Jahr aber stimmend ist, dass am 22./23. September der astronomische Herbst beginnt. Tag und Nacht sind um diese Zeit gleich lang. Danach werden die Nächte länger und die Tage kürzer, mit der logischen Folge, dass bei kürzerer Sonnenscheindauer und flacherem Einfallswinkel der Sonnenstrahlen dann es auch durchschnitt-lich kälter werden muss - es geht also dem Winter zu. Begonnen hat der diesjährige September noch relativ warm und mit der Monatshöchsttemperatur von 28,9 Grad. Danach wurde es in Auf- und Abschwankungen langsam aber stetig kälter. Doch seit dem 27. August hatten wir einen schönen Frühherbst mit reichlich Sonnenschein. Der wurde im zweiten Monatsdrittel rarer - ab dem 9. September kam Regen auf und von Montag, 12. September, auf den nachfolgenden Dienstag schüttete es 34,4 Liter auf jeden Quadratmeter an der Messstelle. Weitere 17,1 Liter kamen am 16. September dazu, und die zwei Werte machten rund 75 Prozent der Monatsniederschlagsumme von insgesamt 68,9 Liter aus. Denn geregnet (mehr als 1 Liter/m²) hat es im September nur an 7 Tagen. Mit dem 16. hörte der Regen auf, es begann wieder eine sonnige Zeit. Nachts am kältesten war es jedoch am Dienstag, 20. September, mit gerade noch 1,6 Grad Lufttemperatur (in 2 m Höhe). Am Boden - in 5 cm Höhe - zeigte das Minimumthermometer gar den ersten leichten Bodenfrost an. Vereiste Autoscheiben und mit Reif überzogener Rasen ließen dies auch ohne Thermometer erkennen. Frühmorgens war in dieser Zeit das Gras dick mit Tau belegt. Der tritt immer dann auf, wenn nachts der Boden bei klarem Himmel durch Rückstrahlung der tagsüber empfangenen Wärme in Richtung Weltraum stark abkühlt. Die den Boden berührende Luft kühlt dann ebenfalls stark ab, und die in der Luft enthaltende Feuchtigkeit kondensiert und schlägt sich als Tau nieder oder wird als Bodennebel sichtbar. Die meiste Sonne erhielt auch dieser 20. September, nämlich noch 11,3 Stunden. Ohne die Abschattung der umliegenden Berge wären es an diesem Tag noch fast eine Stunde mehr gewesen. Ein stabiles Hochdruckgebiet über der Nordsee bescherte uns trockene - doch nicht zu warme - Festlandluft, während im Golf von Mexiko der Hurrikan "Rita" wütete. Bei uns war "Altweibersommer" - eine Schönwetterperiode, die sich fast regelmäßig in der zweiten Septemberhälfte mit trockenem und heiteren Hochdruckwetter einstellt. Zum Monatsende hin verschlechterte sich wiederum das Wetter - es kam erneut Regen auf. Noch ein paar weitere Zahlen für die Statistik: Die Monatsdurchschnittstemperatur des Septembers 2005 betrug 14,6 Grad. Vergangenes Jahr lag sie bei plus 14,1 Grad, und im Durchschnitt seit 1979 bis 2004 ist es bei uns jedoch im September plus 13,2 Grad warm/kalt. Einen Frosttag gab es noch nicht im diesjährigen September, doch am Boden sank die Temperatur am 20. auf minus 0,1 Grad ab. Dagegen wurden noch stattliche 9 Sommertage (25 und mehr Grad) registriert - normal sind 4 Sommertage im September. Regentage, mit einem oder mehr als einem Liter pro Quadratmeter wurden nur 7 gezählt, und in der Summe kam fast bis auf das Zehntel genau der Durchschnittswert 68,9 Liter zusammen. Im Jahr 2004 regnete es im September nur rund die Hälfte davon, nämlich nur 36,7 Liter, und im Durchschnitt seit 1979 - 2004 sind es 69,7 Liter. Nebel gab es auf Stationshöhe an 4 Tagen. Ein schwaches Gewitter wurde noch registriert, und der Wind frischte ebenfalls nur an zwei Tagen bis auf Windstärke 6 (39 und mehr km/h) auf. Die Sonne schien an der Beobachtungsstation in diesem Jahr reichlich, nämlich 178,5 Stunden, im Jahr 2004 waren es 179,2 Stunden. und seit 1990 bis einschließlich 2004 wurden durchschnittlich im September 156,7 Sonnenscheinstunden registriert. Alle angeführten Werte wurden in Balingen-Heselwangen, 573 Meter über dem Meer registriert. Karl-Heinz Jetter |