Witterungsverlauf im Juni 2005

Vom Frostbereich bis zu tropischen Temperaturen reichte die Temperaturspanne im Juni 2005. Auch ansonsten hatte der Monat im Witterungsverlauf einiges zu bieten. In der Gesamtbilanz war der Monat zu warm, zu trocken und mit reichlich Sonnenschein versehen und hat damit das Prädikat "Sommermonat" verdient.

Im ersten Monatsdrittel sah dies noch ganz anders aus, denn nach einem kurzen Start in den Sommer gings mit den Temperaturen steil in den Keller. In der Nacht zum 8. Juni zeigte das Thermometer in zwei Metern Höhe gerade noch plus 0,8 Grad Celsius an - am Boden bildete sich Reif und auf nassen glatten Flächen gar Eis. Manch frostempfindliche Pflanze überstand diesen Kälteeinbruch nicht, und in den Wohnungen mussten um jene Zeit die Heizungen wieder eingeschaltet werden.
Es war die Zeit der Schafkälte - einem Witterungsregelfall zwischen dem 10. und 20. Juni gleich dem der Eisheiligen. Der Kälterückfall entsteht durch die Umstellung des vorherrschenden Windes auf westliche Richtung aufgrund der Erwärmung des Festlandes. Dadurch kommt es zu kühlen Winden vom noch relativ kalten Meer her. Der Name kommt als solcher daher, dass in dieser Zeit die Schafe geschoren werden, die sich dann leicht erkälten und eingehen können. So kalt wie in diesem Jahr ist es aber in den vorausgegangenen 25 Jahren auch noch nie geworden.

Im zweiten Monatsdrittel gings dann mit der Temperatur bergan. Der von den Landwirten und Gärtnern ersehnte Regen blieb aber aus. Im ersten Monatsdrittel 9,5 l/m² und gar nur 5,5 l/m² im zweiten Monatsdrittel sind für einen Juni unüblich, zählt doch der Juni zu den niederschlagsreichsten Monaten im Jahr. Der Durchschnittswert für den Juni weist 99,5 Liter pro Quadratmeter aus. Wäre dann nicht noch das Gewitter am 25. Juni gewesen, so wäre der diesjährige Juni zu einem der trockensten im Beobachtungszeitraum seit 1979 geworden.

Am 21. Juni war in diesem Jahr der astronomische Sommeranfang. Gäbe es an der Messstation keinen Schatten der Berge, so bliebe zum Sommeranfang die Sonne 16 Stunden und 4 Minuten über dem Horizont.

Möglich wären an der Messstation 15 Stunden und 46 Minuten. Auch dieser Wert wurde nicht erreicht. Die Auszeichnung, sonnenscheinreichster Tag des ganzen Jahres 2005 gewesen zu sein, darf aber jetzt schon der 19. Juni mit 15,5 Stunden ununterbrochenem Sonnenschein annehmen.
Heuer war der Tag des kalendarischen Sommeranfangs aber ein so genannter "heißer Tag" oder "Tropentag" mit einer Temperatur von 30 und mehr Grad - genau 31,6 Grad Celsius. Nach dem 21. Juni von 1998 mit damals 32,7 Grad und dem von 2000 mit 32,1 Grad, war der diesjährige der drittheißeste Sommerbeginn seit 1979.
Nach diesem heißen Start in den Sommer sollten noch weitere 4 Tropentage mit 30 und mehr Grad im diesjährigen Juni folgen. Insgesamt gab es im Juni 13 Sommertage mit 25 und mehr Grad und 5 Tropentage mit 30 und mehr Grad. Sieben Sommertage und nur ein Tropentag sind das Normale, und so wird der diesjährige Juni nur noch vom Juni 2003 mit 26 Sommertagen und sechs Tropentagen in der Bilanz der Sommer- und Tropentage übertroffen.
Der heißeste Tag des Monats und bisher des Jahres war der 24. Juni mit 32,9 Grad Celsius. Dieser Tag endete mit einem Gewitter, das bei vielen in schrecklicher Erinnerung bleiben wird. Kurz nach 01.00 Uhr des Samstags, 25. Juni, zog das Unwetter über den Zollernalbkreis hinweg. Blitz auf Blitz, Starkregen, zeitweiliger Hagel und orkanartiger Sturm waren die schrecklichen Erscheinungen - überflutete Keller, umgestürzte Bäume, verwüstete Felder und 41 Verletzte auf den Campingplätzen des Balinger Rock-Festivals die Folgen. An der Messstelle fielen im Rahmen dieses nächtlichen Gewitters 43,8 Liter Niederschlag pro Quadratmeter. Ludwig Geiger, der für die Stadtverwaltung Balingen in Balingen-Ostdorf eine Niederschlagsmessstation betreibt, meldete gar 72 Liter Niederschlag. Trotzdem, der Monat fiel auch nach diesem Starkregen noch zu trocken aus - 29,1 Liter fehlen zum Durchschnittswert.

Nach weiteren hochsommerlichen Tagen - an Siebenschläfer (27. Juni) regnete es nicht - endete der Juni mit etwas kühleren Werten und es schlief sich wieder besser.

Noch ein paar Zahlen für die Statistik: Die Monatsdurch-schnittstemperatur des Juni 2005 betrug plus 18,0 Grad. Vergangenes Jahr waren es 16,1 Grad, und im Durchschnitt seit 1979 bis 2004 war es bei uns im Juni plus 15,4 Grad warm.

13 Sommertage (25 und mehr Grad) und 5 Tropentage wurden registriert. Im Jahr 2004 dagegen gab es nur einen Tropentag mit 30 und mehr Grad. Regentage, mit einem oder mehr als einem Liter pro Quadratmeter wurden neun gezählt. In der Summe kamen 70,4 Liter zusammen. Im Jahr 2004 waren es im Juni 67,8 Liter, und im Durchschnitt seit 1979 - 2004 regnete es bei uns 99,5 Liter/Quadratmeter. Nebel gab es auf Stationshöhe an keinem einzigen Tag. Gewitter wurden an 5 Tagen gezählt - das schwerste in der Nacht zum 25. Juni, und der Wind frischte an 7 Tagen bis auf Windstärke 6 (39 und mehr km/h) auf. Die Sonne schien an der Beobachtungsstation 258,8 Stunden - im vorausgegangenen Juni 2004 waren es 210,4 Stunden, und seit 1990 bis einschließlich 2004 sind es durchschnittlich im Juni 216,5 Sonnenscheinstunden.

Alle angeführten Werte wurden in Balingen-Heselwangen, 573 Meter über dem Meer registriert.

Karl-Heinz Jetter