Witterungsverlauf im Mai 2004

"Mairegen auf die Saaten, dann regnet es Dukaten - viel Gewitter im Mai, singt der Bauer juchei", "Der Mai zum Wonnemonat erkoren hat den Reif noch hinter den Ohren - Vor Nachtfrost bist Du sicher nicht, bis dass herein Servatius (13. Mai) bricht." und "Ein kühler, aber nicht kalter Wonnemonat Mai, gibt guten Wein und den Bauern viel Heu". Einige bekannte Wetterregen für den Monat Mai. Und wenn es demnach geht, so weiß der Bauer in diesem Jahr mal wieder noch nicht, wie es um seine Ernte bestellt sein wird, denn kühler als üblich war der Mai schon aber auch wiederum zu trocken.

Es ist nun schon der vierte Monat hintereinander in diesem Jahr, der zu trocken ausfällt. Normalerweise fallen bei in den ersten fünf Monaten des Jahres 337,6 Liter Niederschlag auf jeden Quadratmeter Boden. In diesem Jahr waren es nur 276,3 Liter. Ein Fehl also von 61,3 Liter gegenüber dem Durchschnittswert. Dieser Umstand lässt nicht nur die Landwirte sorgenvoll dreinblicken, auch dem Wald sieht man die Trockenheit an. Allgemeine Trockenschäden und der Borkenkäfer, der die trockene Rinde liebt - setzen dem Wald ersichtlich zu.
Dabei hat der diesjährige Mai recht feucht begonnen. Schon am Monatsersten wurde mancher Wanderfreund am Nachmittag pitschnass, prasselten doch innerhalb von gut zwei Stunden 14,6 Liter/m² herunter. Auch an den folgenden Tagen regnete es fast täglich, so dass die ersten 10 Tage des Monats 35,8 Liter/m² vorweisen konnten. Dazu war es recht kühl. Zur Erinnerung: Am 5. Mai 2003 kletterte das Thermometer bis auf 30 Grad Celsius. Am gleichen Tag in diesem Jahr wurden gerade mal 9,9 Grad erreicht.
Nach dem 10. Mai blieb es über eine Woche trocken. Die kalendarischen Eisheiligen begannen. "Vor Nachtfrost du nicht sicher bist, bevor Sophie (15. Mai) vorüber ist. Die "Eisheiligen" Pankratius, Servatius und Bonifatius sowie die "Kalte Sophie" stehen für einen Kälteeinbruch zwischen dem 12. und 15. Mai. So wenigstens ist es hie und da nachzulesen. Langjährige Wetterbeobachtungen zeigen jedoch, dass ein Temperatursturz gehäuft erst um den 20. Mai herum auftritt. Stimmen etwa die "Eisheiligen" heute nicht mehr. Des Rätsels Lösung findet sich in der Geschichte unseres Kalenders.

1582 hat Papst Gregor eine Kalenderreform veranlasst, wodurch die bis dahin aufgetretenen Unterschiede zum Sonnenjahr korrigiert wurden. Der Tag des Pankratius 12. Mai lag vor der Reform auf dem Tag, der heute dem 22. Mai entspricht. Mit den Auswirkungen der "Eisheiligen" ist deshalb erfahrungsgemäß erst in der Zeit vom 19. bis zum 22. Mai oder bis noch etwas später zu rechnen.
Und so war es auch heuer. Nach dem wärmsten Tag des Monats - an Himmelfahrt, 20. Mai, - auch Vatertag genannt - mit einer Tageshöchsttemperatur von 26,3 Grad, folgte ein heftiges Gewitter am nächsten Morgen und mit der Temperatur ging es steil bergab. Am Samstag, 22. Mai, gab es den ersten Bodenfrost, und in der Nacht zum Montag, 24. Mai, zeigte das Erdbodenthermometer in der Frühe minus 3,1 Grad, das Thermometer in zwei Metern Höhe, minus 1,0 Grad Celsius an. Das war dann doch für manche Blume und andere gärtnerische Pflanze zu viel oder besser zu wenig. Landesweit erfroren Kartoffeln und Gemüse. Die Ursache für den Kälteeinbruch während dieser Zeit wird in der starken Erwärmung Mitteleuropas um diese Zeit gesehen. Das dabei entstehende Höhenhoch mit den unterlagernden Tiefdruckgebieten "saugt" NW-Winde mit arktischer Polarluft an, die dann zu den gefürchteten Nachtfrösten führen können. Hinzugefügt muss noch werden, dass wir in den vergangenen Jahren vor diesen Kälteeinbrüchen verschont blieben.

Nach dem 24. Mai wurde es wieder langsam wärmer und vor allem sonniger. Am Samstag, 29. Mai, registrierte der Sonnenscheinsensor zum ersten Mal in diesem Jahr 15 Stunden ununterbrochenen Sonnenschein, und mit dem Monatsletzten wurde der Durchschnittswert von 210 Sonnenscheinstunden im Mai gerade noch erreicht. Pfingstsonntag, 30. Mai, war ein sonniger, warmer Tag. Am Pfingstmontag regnete es in der Nacht, am Vormittag und am späten Nachmittag, tagsüber konnte man mit dem Wetter zufrieden sein.

Noch ein paar weitere Zahlen für die Statistik: Die Monatsdurchschnittstemperatur des Mai 2004 betrug plus 11,3 Grad. Vergangenes Jahr lag sie bei plus 14,1 Grad und im Durchschnitt seit 1979 bis 2003 war es bei uns im Mai plus 12,3 Grad warm/kalt. Frosttage wurden im Mai noch zwei registriert, am Boden - in 5 cm Höhe - ging es an vier Tagen nochmals unter die Frostgrenze. Sommertage (25 und mehr Grad) gab es in diesem Jahr nur zwei. Geschneit hat es im Mai nicht mehr, und Regentage, mit einem oder mehr als einem Liter pro Quadratmeter, wurden 9 gezählt. In der Summe kamen 67,7 Liter zusammen. Im Jahr 2003 waren es im Mai 82,4 Liter, doch im Durchschnitt seit 1979 - 2003 sind es 105,3 Liter pro Quadratmeter. Nebel gab es auf Stationshöhe an einem einzigen Tag. Gewittert hat es ebenfalls nur an einem Tag, doch der Wind frischte an sechs Tagen bis auf Windstärke 6 (39 und mehr km/h) auf. Die Sonne schien an der Beobachtungsstation 211,2 Stunden (letztes Jahr 160,9 Stunden) und seit 1990 bis einschließlich 2003 sind es durchschnittlich im Mai 210,0 Sonnenscheinstunden.

Alle angeführten Werte wurden in Balingen-Heselwangen, 573 Meter über dem Meer registriert.

Karl-Heinz Jetter