Erst sollte es keine geben, dann ganz sicher, danach war es wieder zweifelhaft, doch letztlich gab es sie doch: Die weiße Weihnacht 2001. Dazu gabs noch klirrenden Frost am Heiligen Abend, - und seit Bestehen der meteorologischen Station in Balingen-Heselwangen (seit 1979) war es nach 1980 und 1996 der drittkälteste Dezember in diesem Zeitraum.
Dabei sah der Witterungsverlauf am Anfang des Dezembers eher anders aus.
Tag- und Nachtemperaturen lagen im Plusbereich, doch vom 07.Dezember an
zeigte Väterchen Frost seine Macht. Zuerst rutschten die
Nachttemperaturen unter den Gefrierpunkt, und ab dem Freitag, 14.
Dezember gab es die ersten Eistage, d.h. die Temperatur blieb an diesen
Tagen jeweils den ganzen Tag unter Null Grad. Am Tag davor hatte Frau
Holle das Kreisgebiet mit einer dünnen Schneedecke überzogen,
und diese hielt dann mit dem nachfolgenden Nachschub bis zum 28.
Dezember. Hoch "Anja" bescherte uns zur Monatsmitte "sibirische"
Kälte, herangeführt mit einem unangenehmen Nordostwind aber
auch vom 14. - 16. mit reichlich Sonnenschein begleitet.
In den Tagen nach dem 17. war es dann nicht mehr ganz so kalt aber
dafür trübe. Am Freitag, 21. Dezember, dem astronomischen
Winteranfang, kam Wind aus Südwest auf. Im Zusammentreffen mit der
Kaltluft kondensierte die mitgeführte Feuchtigkeit aus, und es fing
an diesem Tag in den Abendstunden zu schneien an.
Zum Messtermin am anderen Morgen lagen dann auf Stationshöhe 8 cm
Schnee, der uns mit den nachfolgenden Schneefällen die weiße
Weihnacht und eine geschlossene Schneedecke darüber hinaus
bescherte. Wer erinnert sich? Die weißen Weihnachten sind rar bei
uns. Verlangt man zu einer weißen Weihnacht, dass an Heiligen
Abend und an den beiden Feiertagen eine geschlossene Schneedecke liegt,
so trifft diese Bezeichnung im Beobachtungszeitraum lediglich auf die
Weihnachten von 1979, 1981,1986, 1994, 1996 und jetzt auf Weihnachten
2001 zu.
Nach dem Schneefall am 21. setzte eisige Kälte ein. In der Nacht zum
Heiligen Abend ging die Temperatur am weitesten zurück. Morgens,
kurz vor Sonnenaufgang, wurde der tiefste Wert des Tages und des ganzen
Jahres 2001 mit minus 18,3 Grad in der Luft ( in 2 m Höhe) und minus
19,7 Grad am Boden registriert. In 1 Meter Tiefe im Erdboden war es zur
gleichen Messzeit noch plus 6,5 Grad warm. Bundes- und landesweit wurden
von diesem Tag Minusrekorde gemeldet. In Albstadt - in einer
Kaltluftsenke - soll es minus 36 Grad kalt gewesen sein. Doch es sollte
wieder anders kommen. Zwar begann der Heiligabend als knackig kalter und
sonniger Wintertag, doch bereits in den frühen Nachmittagsstunden
trübte es sich ein und das Thermometer zeigte nur noch minus 1,5
Grad an. Am ersten und am zweiten Weihnachtsfeiertag kletterten dann die
Tagtemperaturen in den Plusbereich - es begann zu tauen und trotzdem auch
etwas zu schneien, doch insgesamt herrschte nasskaltes, windiges Wetter -
ganz anders wie man es als Weihnachtswetter erhofft hatte.
Am Freitag, 28. Dezember, regnete es in die Schneedecke, die Tages- und
Nachtemperaturen blieben im Plusbereich. Begleitet von relativ warmen und
böigem Südwestwind wurde die Schneedecke förmlich
aufgefressen und bis zum anderen Morgen waren nur noch klägliche
Reste übrig. Doch der Winter machte nur eine kurze Pause. In der
Nacht zum Sonntag, 30. Dezember, schneite es kräftig - im
Nordbadischen kam es zum Schneechaos - und am anderen morgen lagen bei
uns 6 cm Neuschnee. Das Jahr 2001 endete mit einer geschlossenen
Schneedecke und einer sternklaren Nacht mit minus 8,9 Grad zum
Jahreswechsel.
Noch ein paar Zahlen für die Statistik: Die Monatsdurchschnitts-
temperatur des Dezembers 2001 betrug minus 1,1 Grad. Im Jahr 2000 Jahr
lag sie bei plus 4,4 Grad, und im Durchschnitt seit 1979 bis 2000 war es
bei uns im Dezember plus 1,4 Grad warm/kalt. Frosttage wurden 24
registriert. Eistage, an denen das Thermometer ganztägig unter null
Grad anzeigt, gab es 11. Regentage mit einem oder mehr als einem Liter
Niederschlag (als Regen oder Schnee) pro Quadratmeter wurden 12
gezählt, und in der Summe kamen 45,4 Liter zusammen. Im Jahr 2000
waren es im Dezember magere 28,4 Liter, und im Durchschnitt seit 1979 -
2000 sind es 69,1 Liter. Geschneit hat es an 13 Tagen, und eine
geschlossene Schneedecke wurde zum Meßtermin an beachtlichen 18
Tagen registriert, die Neuschneesumme betrug im Dezember 30 Zentimeter.
Nebel gab es auf Stationshöhe nur an einem einzigen Tag, dafür
frischte der Wind an 12 Tagen mindestens bis auf Windstärke 6 (39
und mehr km/h) auf.
Die Sonne schien an der Beobachtungsstation 65,3 Stunden lang, im
Dezember von 2000 waren es 66,3 Stunden und im Schnitt seit 1990 sind es
53,6 Stunden.
Alle angeführten Werte wurden in Balingen-Heselwangen, 573 Meter über dem Meer registriert.
Karl-Heinz Jetter